QH 36

Zuordnung: Sarenput I
Titulatur: siehe unten
Zeit:
Epoche: Altes Reich
Mumie:
Ausgrabung / Dokumentation: de Morgan
Grababmessungen:

Die folgende Beschreibung des Grabes wurde (leicht gekürzt) entnommen aus: Hans Wolfgang Müller Die Felsengräber der Fürsten von Elephantine aus der Zeit des Mittleren Reiches, Glückstadt 1940

Von dem breiten sandigen Uferstreifen aus, der dem Gräberberge im Norden vorgelagert ist, führt eine Freitreppe zur Grabanlage hinauf, die in etwa 60 m Höhe über dem Fluß liegt. Die Treppe endet in einem Podest vor einem Tor aus feinem weißem Kalkstein. Das Tor führt in einen Hof, dessen geböschte Felsenrückwand, die Grabfassade, durch einen Pfeilervorbau beschattet wird. In der Mitte der Rückwand liegt der Eingang zu den Felsenräumen, der großen Empfangshalle und dem Kultraum mit der Nische in der Rückwand. Die beiden Räume sind durch einen Gang verbunden. Auf dem Gewände des Hoftores, auf den Pfeilern vor der Fassade und auf der Fassadenfläche selbst befinden sich Reliefdarstellungen. Die Wand- und Pfeilerflächen der Empfangshalle und die Seitenwände des Ganges sind mit Malereien versehen. In der Kultkammer sind keine Spuren von einst vorhandenen Malereien erhalten.

DER AUFWEG
Der größte Teil der Treppe liegt heute unter dem Flugsand und den Sandmassen, die bei der Freilegung des Hofes und der Felsenräume des Grabes den Abhang hinuntergeschüttet wurden, begraben. Richtung und Maße konnten unterhalb des Podestes, der den Vorplatz vor dem Hoftor bildet, einige Stufen weit abwärts festgestellt werden. Der Antritt der Treppe im Tale konnte wegen der darüber liegenden Massen Flugsandes nicht untersucht werden; die starke Versandung, die vermutlich schon früh einsetzte, wird wahrscheinlich die Anlage, die sicher auf dem gewachsenen Felsen errichtet wurde, auch in den unteren Teilen in gutem Zustand erhalten haben. Die Treppe ist 3,30 m breit, die Steigungen betragen 0,15 m, die Auftritte 0,47 m. Jede Stufe wird von zwei Sandsteinplatten verschiedener Länge gebildet, deren Schmalseiten gegeneinander stoßen. Die Lage der Stoßfuge wechselt von Stufe zu Stufe.
Niedrige Wangenmauern aus Bruchsteinen, deren Innenflächen verputzt sind, fassen den Treppenlauf ein. Die Seitenmauern des Vorplatzes hatten ungefähr die gleiche Höhe. Der als Freitreppe monumental gestaltete Aufweg bildet eine architektonische Einheit mit der schlichten Gesamtanlage. Er steigt jedoch nicht - wie zu erwarten - in der Richtung der Mittelachse der Anlage zum Grabe an wie die Aufwege zu den Gräbern Nr. 25 und 26 in Aswan (aus dem Ende des Alten Reiches) oder zu den Fürstengräbern von Gau (aus der zweiten Hälfte der 12. Dynastie)3, sondern er läuft im Winkel von etwa 75 Grad auf das Hoftor zu. Diese starke Abweichung von der Mittelachse des Grabes wird durch die Führung der Frontmauer, die nicht parallell zu der Fassade aufgerichtet ist, gemildert. Eine Erklärung für diese Abweichungen von der Richtungsachse gibt vielleicht die besondere Lage des Grabes, das am Gräberberg am weitesten nach Norden gelegen ist, abseits von den übrigen Fürstengräbern und abgewandt von der Insel Elephantine.

DER HOF
Der Hof, zu dem die Freitreppe hinaufführt, ist in den Felsenhang eingeschnitten. Der Neigungswinkel des Berghanges, der an dieser Stelle flach ist, und die Höhe der Fassade, die 5,50 m beträgt, ergaben eine Tiefe von fast 11,00 m bei einer Breite von 15,25 m. Rückwand und Seitenwände sind aus dem anstehenden Felsen gearbeitet. Nach dem Hange zu wurde der Hof durch eine hohe Mauer aus Werksteinblöcken abgeschlossen. Diese Hoffrontmauer ist auf dem gewachsenen Felsen aus rechtwinklig zugehauenen Sandsteinblöcken ungleichen Formats errichtet. Die Mauerflächen sind auf der Außen- und der dem Hof zugekehrten Innenseite geböscht. Eine Lage flach gerundeter Abdeckblöcke aus Sandstein bildete den oberen Abschluß der Mauer. Der Querschnitt dieses Maueraufsatzes hat annähernd die Gestalt eines Kreissegments, dessen Sehne die obere Stärke der Mauer in der jeweiligen Höhe, in der die Blöcke lagen, ergibt. Daraus erklären sich auch Unterschiede in den Abmessungen der gefundenen Werkstücke, die im Hof aufgestapelt liegen: Die Länge der Werkstücke schwankt zwischen 36 und 44 cm. Am Abhang unterhalb der Grabanlage wurde ein Eckstück aufgelesen, das nach seiner Form zu dem inneren Winkel der Mauer gehörte. Die Abdecksteine krönten also auch die Seitenwände des Hofes, die die gleiche Höhe wie die Frontmauer haben mußten. Die acht erhaltenen Abdecksteine können also von der Bekrönung der Frontmauer oder von der der Seitenwände stammen, und die Verschiedenheit ihrer Abmessungen in der Höhe und in der Stärke kann durch die Lage der Steine im Mauerverband bedingt sein. Sie ließe sich ferner durch die Arbeitsweise der ägyptischen Steinmetzen erklären, die die roh zugehauenen Steine versetzen, wie sie gerade zu einander paßten und die Mauer nachträglich im Ganzen, gleichsam bildhauerisch überarbeiteten. Da durchgehende Lagerfugen nicht vorauszusetzen sind, so hat jedes dieser segmentförmigen Werkstücke einen Querschnitt, der sich nach der Höhe richtet, in der der Block aufgesetzt war. Aus den Böschungswinkeln der Frontmauer, läßt sich mit Hilfe der Abdecksteine ihre ursprüngliche Höhe errechnen. Es würde sich Gesamthöhe der Mauer von ungefähr 4,60 m ergeben. Die Südwand des Hofes ist anscheinend als freistehende Mauer aus dem Felsen herausgearbeitet. Ihre Außenfläche steckt tief im Schutt, so daß keine Maße angegeben werden können. Von der Stelle ab, an der sie die Fassade anschneidet, ist sie in einer Höhe von 3,80 m gleichmäßig abgearbeitet, und zwar so weit, als der anstehende Fels diese Höhe hergab. Die erhaltene Höhe kann jedoch nicht die ursprüngliche sein, denn sie würde die errechnete Höhe der Frontmauer und die der Deckplatten des Pfeilervorbaus, der der Fassade des Grabes vorgebaut ist, nicht erreichen. Der obere Teil der südlichen Hofmauer war in Werksteinblöcken aufgesetzt. Es ist unsicher, ob auch die Nordwand des Hofes als frei stehende Mauer aus dem Felsen gearbeitet war, oder ob auf den Felsenhang eine kleine Schutzmauer aufgesetzt war. Die Bekrönung dieser Mauer wird die gleiche Höhe wie die Frontmauer gehabt haben.

DAS HOFTOR
In der Mitte der Frontmauer des Hofes öffnet sich ein Tor. Dieses Hoftor ist aus Blöcken feinen weißen Kalksteins, der vermutlich auf dem Ostufer am Gêbel des Schech Harûn gebrochen worden ist, errichtet. Die Frontseite ist geböscht; der Böschungswinkel beträgt 85,5 Grad wie der der Maueraußenfläche. Auf der Hofseite stehen die Pfosten senkrecht. Das Tor erhebt sich auf zwei mächtigen Sandsteinplatten, die eine Schwelle vom Podest zum Hof bilden. Der Durchgang war durch eine einflüglige Tür verschließbar. In die Sandsteinschwelle ist die Türpfanne eingetieft, längs der Fuge, die die beiden Platten trennt, ist in die hintere ein Falz eingeschnitten, der zum Einbringen der Tür mit angearbeiteten Drehzapfen diente;' nach dem Einsetzen der Tür ist der Falz mit Flickstücken sauber ausgelegt worden. Das Torgewände ist etwa 2,00 m hoch erhalten. In die fein geglätteten Kalksteinflächen sind Darstellungen und Inschriften in versenktem Relief eingeschnitten. Mit Hilfe der Darstellungen auf dem inneren Gewände kann die Höhe des Durchgangs annähernd bestimmt werden. Ergänzt man die Figur des stehenden Fürsten zu ihrer ursprünglichen Höhe und nimmt man zu der senkrechten Inschriftzeile vor dieser Darstellung eine oder zwei wagerechte über ihr an, so kommt man auf eine Durchgangshöhe von ungefähr 2,63 m. Die verlorenen Maße des Hoftores sind auch durch einen Vergleich mit den Proportionen des Grabeinganges errechenbar. Die Sturzplatte des Grabeinganges mußte den langen biographischen Text aufnehmen und konnte als wenig vorspringende Fläche der Felsenfassade im Verhältnis zu den Pfosten sehr hoch bemessen werden; die Sturzplatte des Hoftors, die in einem Werksteinblock auf die Pfosten aufgelegt werden mußte, wird weniger hoch zu ergänzen sein. Wie der obere Aufbau des Hoftors und das konstruktive Verhältnis zur Hofmauer gestaltet war, läßt sich nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen. Vor dem Tor liegt ein gerundeter Abdeckstein aus feinem weißen Kalkstein, dem gleichen Material, aus dem das Hoftor besteht. Ein Bruchstück von einem ähnlichen Block wurde unterhalb dieses Grabes am Berghang aufgelesen. Die Sehnenlänge des Querschnitts des vollständig erhaltenen Blocks beträgt 0,58 in, ist also um ein Dritter geringer als das für die Abdecksteine der Hofmauer angenommene Maß. Die Scheitelhöhe der Kalksteinblöcke beträgt 0,26 und 0,28 m. Der feine Kalkstein findet sich in Aswan unseres Wissens nur an diesem Grabe als Baumaterial verwandt und hier nur am Hoftor. Die Abdecksteine können also nur von diesem stammen, und die Wiederherstellung des Tors in der Zeichnung muß mit Hilfe dieser halbrunden Blöcke versucht werden. Unmittelbar über dem Sturzbalken, dessen Höhe für die Frontseite des Hoftors nach den Proportionen des Grabeingangs annähernd berechnet war, werden die Abdecksteine aufgelegen haben. Der Querschnitt des vollständig erhaltenen Blocks gibt die obere Stärke des Profils der Sturzplatte an: 0,58 m. Auf der Hofseite flankieren zwei lotrecht stehende schmale Pfosten den Durchgang, dessen Weite im Lichten um die Breite der beiden Türanschläge (insgesamt 0,26 in) größer ist, als die Durchgangsweite auf der Frontseite beträgt: 1,55 in. Über diesen schwachen Pfosten nehmen wir einen entsprechend niedrigen Sturzbalken an. Wie der Aufbau oberhalb dieses Sturzbalkens und unterhalb der Abdecksteine im Einzelnen, wie der Anschluß an die auf beiden Seiten anstoßende Hofmauer aus Sandsteinquadern, die innen und außen geböscht ist, gestaltet war, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Das Tor aus hellem Kalkstein und die Mauer aus Sandstein stehen gesondert nebeneinander. Eine Verschmelzung beider Teile ist dadurch unmöglich gemacht, daß die Mauer außen und innen, das Tor nur außen geböscht ist. Außen liegt das Tor bündig zwischen den beiden Mauerhälften, auf der Hofseite läuft die geböschte Mauerflucht sich tot gegen die Seitenflächen der lotrechten Pfosten des Tors.

DER PFEILERVORBAU
Die Pfeiler vor der Fassade, das Gebälk und die Deckplatten, die sie trugen, sind aus Werkstein errichtet. Auf den sechs Pfeilern lag ein Architrav, der von der Südwand bis zur Nordwand des Hofes reichte. Die beiden Endstücke waren in die Wände eingelassen und wurden von je einem nur wenig über die Wandflucht vorspringenden Pilaster gestützt. Die ursprüngliche Höhe der Pfeilerhalle ist durch eine 2o cm breite und 12 cm tiefe Nut gegeben, die in 3,90 m Höhe über dem Fußboden des Pfeilervorbaus in die Fassadenwand eingeschnitten ist. In diese Nut waren die Enden der den Pfeilervorbau bedachenden Platten eingespannt, deren entgegengesetztes Ende auf dem Architrav auflag. Die Pfeiler tragen auf allen vier Seiten ein Reliefbild des Fürsten und Inschriften. Auf der Stirnseite des Architravs ist eine Inschriftzeile angebracht. Die Pfeiler 1 -4 (von Süden nach Norden) sind in ihrem oberen Teil stark beschädigt, es läßt sich daher nicht mehr feststellen, ob diese Pfeiler in ihrer ganzen Höhe von 3, 5 m aus einem Stück bestanden, oder ob sie zusammengesetzt waren. Der fünfte und sechste Pfeiler besteht aus je einem 3,00 m hohen Sandsteinblock, dem ein kleiner Block von etwa 30 cm Höhe aufgesetzt war. Erhalten ist nur der irrtümlich auf Pfeiler 5 aufgesetzte Block, der nach der Inschrift auf den Nachbarpfeiler 6 gehört. Um die durch die Nut gegebene Höhe des Pfeilervorbaus zu erreichen, muß über den Pfeilern eine Deckplatte von 20 cm Stärke angenommen werden. Auf den Deckplatten lag der Architrav auf, dessen Stärke 35 cm betrug. Trotz schwerer Beschädigungen stehen die Pfeiler noch heute völlig lotrecht. Ihr Querschnitt ist quadratisch: o,6o : o,6o m. Sie sind in eine quadratische Eintiefung in den Felsboden eingelassen und mit eingepaßten Sandsteinplatten umlegt. Die Sandsteinplatten ragen etwa 6 cm über das Bodenniveau hinaus und bilden mit ihrem Überstand die Basisplatten der Pfeiler. Der südliche Halbpfeiler oder Pilaster ist in Werkstein in eine Nut in die Felsenwand eingesetzt, der nördliche sehr flache Pilaster aus dem anstehenden Felsen gehauen und nur in seinem oberen Teil mit Werkstein geflickt; einzelne Flickstücke sind erhalten. Von dem Architrav sind zwei Gebälkstücke erhalten, die im Hof am Boden liegen unmittelbar dort, wohin sie herabstürzten. Der eine Steinbalken ist 2,5 m lang und 0,54 m breit, die Stirnseite ist 0,35 m hoch. Er lag auf dem sechsten Pfeiler auf und reichte bis zur Nordwand, in die er 17 cm tief eingelassen war. Nach dem Aufsetzen des Gebälkes wurde die Rückseite des Architravs überarbeitet; das in die Wand eingelassene Stück der Rückseite blieb rauh und steht 1 bis 2 cm über. Das andere Gebälkstück hat eine Länge von 2,03 m. Es lag auf dem vierten und fünften Pfeiler. In die schwalbenschwanzförmigen Ausarbeitungen auf der Oberseite an beiden Blockenden waren hölzerne Klammern eingesetzt, die die Architravblöcke untereinander verbanden. Der Architrav, dessen Stirnseite nur 35 cm breit ist und dessen Breite von der Inschriftzeile fast völlig eingenommen wird, erscheint schwach im Verhältnis zu der Stärke der Pfeiler. Man möchte ihm in der Ergänzung der Frontseite des Pfeilervorbaus eine verstärkende Bekrönung aufsetzen, z. B. Rundstab und Hohlkehle. Von einer solchen Bekrönung ist jedoch nichts erhalten; ferner ist das Verhältnis Pfeilerbreite zu Architravhöhe im Inneren der Anlage, in der ersten großen Felsenhalle sehr ähnlich = 100 cm: 5o cm = 2: 1. So bleibt die einfachste Lösung auch die wahrscheinlichste, die zu dem strengen Gesamtbild am ehesten paßt: auf dem schwachen Gebälk lagen nur die steinernen Platten der Bedachung von etwa 20 cm Stärke auf, die vermutlich oben abgekantet waren und nur wenig überkragten.

DIE NISCHEN IM PFEILERVORBAU
In die nördliche und in die südliche Felsenwand des Pfeilervorbaus ist je eine Nische eingearbeitet. Die Bodenfläche der Nischen liegt 48 cm über dem Fußboden des Vorbaus. Die beiden Seitenwände und die Nischenrückwand tragen Reliefdarstellungen. Die Decke der südlichen Nische ist mit einem Flechtmuster in roter Zeichnung auf gelbem Grunde bemalt. Die Nischenöffnung war durch Pfosten und Sturzplatte eingefaßt, die als Werksteinstücke eingelassen waren und nicht erhalten sind. Die auf gerauhten Standflächen und die im Gewände erkennbaren Ritzlinien und Stuckreste bezeichnen die Stärke der eingelassenen Pfosten. Die Sturzplatte kragte - nach der Formgebung ihrer Einlassung - mit ihren Enden über die Außenkanten der Pfosten einige cm vor. Der seitliche Überstand der Sturzplatte findet seine Erklärung darin, daß an die Platte die nach vorn und nach den Seiten ausladende Hohlkehle angearbeitet war. Zu der Hohlkehle gehört der Rundstab, der die Nischenöffnung umrahmte. Die Räume der beiden Nischen, von denen jede wahrscheinlich eine Statue des Fürsten barg ("Statuennische"), sind etwas schmaler und niedriger als die von den Pfosten und den Sturzplatten begrenzten Öffnungen. Sie waren nicht verschließbar; denn es sind keine Einlassungen für die Drehzapfen von Türflügeln vorhanden. Die nördliche Nische ist weniger gut erhalten als die südliche. In den Maßen ( Tiefe 1,20 m, Breite 0,74 m, Höhe 1,36 m) stimmen die beiden Nischen überein.

DIE FELSENRÄUME
Ungefähr in der Mitte der mit Reliefdarstellungen ausgestatteten Fassade führt der Grabeingang in die Felsenräume. Die Außenfläche der Pfosten und der hohen Sturzplatte tragen lange biographische Inschriften. Ein gerader Weg führt in der Richtungsachse der Anlage vom Grabeingang zwischen zwei Paaren gedrungener Pfeiler durch den ersten Raum, dessen Wände mit Malereien bedeckt sind. Dieser erste Felsenraum, die Empfangshalle, die sich mit ihrer Längsachse in die Tiefe erstreckt, mißt 8,00 m x 6,60 m. Die vier Pfeiler, ihre Fußplatten und die Architrave sind aus dem anstehenden Felsen herausgearbeitet. Der Grundriß der Pfeiler ist annähernd quadratisch; der Durchmesser beträgt 1,00 m. Die Pfeilerflächen sind lotrecht. Auf den Pfeilerpaaren liegen quer zur Richtung des Raumes laufende Architrave, deren Höhe im Verhältnis zur Pfeilerstärke sehr gering ist; sie beträgt 50 cm. Die flache Felsendecke liegt in einer mittleren Höhe von ca. 3,00 m über dem Fußboden des Raumes. Die einzelnen Abschnitte der Decke senken sich nach Westen. Der in westlicher Richtung durch die Raummitte führende Weg verengt sich in der Westwand und führt durch den schmalen und niedrigen überwölbten Gang in den Kultraum, wo er angesichts einer Nische endet. Die Länge des Ganges beträgt 10,50 m, seine Breite 1,35 m. Der Scheitel der flachen Wölbung liegt 2,00 M über dem Fußboden. Der Kultraum erstreckt sich 5,70 m in die Tiefe und 6,40 m in die Breite. Ein Pfeilerpaar, das aus dem gewachsenen Felsen gehauen ist, trägt die Decke ohne Vermittlung eines Gebälks. Die Pfeiler stehen näher zum Gang hin als zu der Nische, so daß vor der Kultstelle ein größerer Raum für die Opfernden bleibt. Die Kultnische in der Westwand dieses Raumes, die einst eine Statue des Fürsten barg, ist gänzlich aus dem anstehenden Felsen herausgearbeitet. Ein niedriger Sockel von 14 cm Höhe tritt 30 cm aus der Westwand hervor; seine Stirnseite und Seitenflächen sind ein wenig geböscht. Die schmalen Pfosten mit dem Rundstab stehen auf diesem Sockel auf und springen, wie der Sockel, aus der Wand hervor. Der Rundstab auf dem Sturzbalken und die Hohlkehle schließen den äußeren Aufbau der Nischenfront nach oben ab. Auf den schmalen Flächen, die die Nischenöffnung umgeben und vom Rundstab eingefaßt werden, läuft ein Inschriftband um, das die Opferformel enthält. Die Rückwand und die Seitenwände der Nische waren vermutlich mit Malereien versehen. Es sind jedoch keine Stuckreste erhalten. Einarbeitung für Türflügel sind nicht vorhanden. In die Decke der Nische ist eine flache Wölbung roh eingeschlagen. Dies ist das einzige Anzeichen für die einst vorhandene Statue, die nach dem Befund in der Kultnische der Grabanlage Nr. 31 auch für dieses Grab angenommen werden muß. Vermutlich war der Nischenraum zu niedrig für die auf einer Unterlage einzubringende Statue geraten, so daß zuvor in die Mitte der Decke eine Rinne eingearbeitet werden mußte. Der anstehende Felsen ist an vielen Stellen, besonders häufig an der Fassade und in der Empfangshalle von Rissen und brüchigen Stellen durchsetzt. Hier mußten Flickstücke aus Werkstein eingesetzt werden. Im Inneren liegen einige Fragmente, die mit Reliefs versehen sind; sie gehören zur Fassade. Andere Bruchstücke mit Schriftzeichen gehören zum nördlichen flachen Pilaster des Pfeilervorbaus. In das rechte Gewände des Grabeingangs sind Steinplatten als Flicken eingesetzt, vermutlich bei einer späteren Ausbesserung; denn auf der rechten Türleibung bricht eine Zeile der Inschrift mit halben Schriftzeichen ab. Man hat sich nach der Ausbesserung nicht die Mühe gemacht, den fehlenden Text nachzutragen. Auch für die Ausarbeitung von Rundstab und Hohlkehle und für die Anbringung der Inschriftbänder auf dem äußeren Rahmen der Nischen im Pfeilervorbau brauchte man gesundes Gestein, das hier in Werksteinblöcken, die Pfosten und Sturzplatte bildeten, eingesetzt wurde.

DIE NEBENKAMMERN UND SCHÄCHTE
Die Schächte und Gänge, die zur Sargkammer hinabführen, sind zugeschüttet. DE MORGAN hat im Catalogue des Monuments' Pläne und Schnitte von den Schächten veröffentlicht, nach diesen liegen in der Kultkammer zwei Treppenschächte. Der eine Treppenschacht führte vor der Westwand, in der Südwestecke der Kultkammer, in westlicher Richtung in einen kurzen Gang, der in eine kleine Kammer ausmündet. In der Mitte des Fußbodens dieser Kammer öffnet sich ein Fallschacht, der sich in der Tiefe nach Süden und Norden verbreitert und in zwei Fallschächte verzweigt. Aus dem Schnitt geht hervor, daß dieser Schacht mit Sand gefüllt war und daß er anscheinend nie gänzlich freigelegt worden ist. Der zweite Treppenschacht führt vor der Nordwand, in der Nordostecke des Kultraums, in eine Kammer hinunter, in der kein Schacht angegeben ist. Wenn DE MORGAN's Aufnahmen zuverlässig sind, so weicht die Anlage des zur Sargkammer führenden Hauptschachts von der der beiden späteren Gräber, Nr. 32 und 31, ab.

DIE OPFERPLATTE
In der Empfangshalle wird eine zerbrochene Opferplatte verwahrt, die heute am Boden zwischen den beiden nördlichen Pfeilern liegt. Ihre Oberfläche mißt 90 cm: 40 (36) cm, ihre Dicke 15 cm. In die geglättete Oberfläche sind die Bassins und Abflüsse in mittelmäßiger Arbeit eingetieft. Die Platte trägt keine Inschrift, nach der sie mit Sicherheit der Grabausrüstung Sarenputs I. zugerechnet werden könnte. Trotz der mittelmäßigen Ausführung wird sie aber in dieses Grab gehören; denn die gleiche Aufteilung der Oberfläche läßt sich mit zwei ähnlichen Opferplatten in New York und Kairo aus der ersten Hälfte der 12. Dynastie belegen. Der ursprüngliche Aufstellungsort der Opfertafel in der Grabanlage ist nicht zu ermitteln.

DIE DARSTELLUNGEN UND INSCHRIFTEN
In den äußren Teilen der Grabanlage auf dem Hoftor aus weißem Kalkstein auf den Flächen der sandsteinpfeiler vor der Fassade im Innern der beiden Nischen im Pfeilergang und auf den großen Flächen der Fassade sind Darstellungen und Inschriften in versenktem Relief ausgeführt. Die reiche Ausstattung der äußeren Teile der Anlage mit Reliefdarstellungen entsprechen Wandmalereien im Grabinnern, die wohl einst die Wände und Pfeilerflächen sämtlicher Räume bedeckten. Erhalten sind nur diejenigen der Empfangshalle und einige Reste am Anfang des langgestreckten, zum Kultraum führenden Ganges, Die Verteilung der Reliefdarstellungen und Inschriften auf die äußeren Anlagen ist die folgende: Die Hauptdarstellungen sind auf den beiden großen Wandabschnitten der Felsenfassade, zu beiden Seiten des Eingangs angebracht. In der Mitte der Fassade, auf den Vorderseiten des Sturzbalkens und der Pfosten des Eingangs zu den Felsenräumen ist eine lange biographische Inschrift aufgezeichnet. Ein Paralleltext zu dieser Inschrift befindet sich im Innern der Anlage, auf der nördlichen Hälfte der Ostwand der Empfangshalle. Die übrigen Reliefdarstellungen zeigen das Bild des Fürsten unter einer Inschrift, als Zeugen seiner Allgegenwart in der Grabanlage und als bildliche Ergänzung zu den Inschriften, die von der Persönlichkeit des Grabherrn berichten.

DAS HOFTOR
Auf der Außenfrontseite des Hoftors aus weißem Kalkstein befinden sich zwei gegengleiche Darstellungen, die den Tordurchgang flankieren: Fürst Sarenput sitzt auf löwenbeinigem Stuhle; er hält mit der einen Hand den auf den Boden aufgesetzten Stab, in der anderen Hand das Zepter. Am Kinn ist ein kleiner Bart angegeben. Die beiden Figuren sind mit scharfem Umriss in der Technik des versenkten Reliefs in die fein geglätteten Kalksteinflächen eingeschnitten. Ihre Oberfläche ist auf das Feinste modelliert. Die überschneidenden Teile erheben sich im Hochrelief über der Wölbung der versenkten Körperfläche. Die Muskulatur der Schultern, des Halses, der Waden und die anatomische Bildung des Knies ist mit plastischen Mitteln dargestellt. Die Löwenbeine des Stuhls haben die gleiche feine Modellierung und Ausarbeitung einzelner anatomischer Details wie die Figuren selbst erhalten. Die Umrandung des Auges ist in scharfem Kontur eingeschnitten; der Augapfel ist gewölbt. Aus dem äußeren Augenwinkel ist nach der Schläfe hin der Schminkstrich entwickelt, der - wie die Augenbraue -plastisch angelegt ist. Auch die Löckchen des lang auf die Schulter fallenden Haars sind plastisch ausgearbeitet: sie sind in Querstreifen angeordnet und durch Kerbschnitte getrennt. Plastisch ist auch der Schmuck des Fürsten angelegt: der breite Perlenkragen, der aus Streifen nebeneinander angeordneter Röhrenperlen und einer unten abschließenden Reihe von Tropfenperlen besteht, und die Armbänder an seinen Handgelenken: Stege, die durch schmale Perlenstreifen verbunden sind. Die Fältelung des kurzen Schurzes ist mit großer Schärfe vermutlich mit einem Hohlmeißel herausgearbeitet. Spuren von der einst vorhandenen Bemalung sind in den tiefeingeschnittenen Umrissen stellenweise erhalten. Von den Inschriften, die auf der Außenseite des Hoftors, auf den Pfosten und vermutlich auch auf dem Sturzbalken des Tors angebracht waren, sind auf den Pfosten nur die Enden von je vier senkrechten Zeilen dicht über den Figuren des Fürsten erhalten. Diese Inschriften begannen wahrscheinlich mit der Opferformel "Gnädig sei der König und gebe - - - ", an die auf dem rechten Pfosten die Anrufung des Gottes Anubis-Imiut angeschlossen war; auf dem linken Pfosten entsprach dem Anubis vermutlich der Gott Osiris. Auf dem rechten Pfosten ist etwa das untere Viertel der ursprünglichen Länge der Zeilen erhalten; dabei "...Imiut" "...geliebt von Ptah" "...der alles Gute sucht". Auf dem linken Pfosten ist ein noch kürzeres Stück von den vier Vertikalzeilen erhalten, dabei "...[Totenopfer] für den Ka des" ...rwd nmt-tf (?) " "... dessen Schreiten fest ist (?)". Auf den beiden Wänden des Tordurchgangs befindet sich hinter den Türanschlägen je eine Darstellung des stehenden Fürsten, dessen Blick zum Tor hinaus gerichtet ist. Er ist mit dem kurzen gefältelten Schurz bekleidet, der im spitzen Winkel über das vordere Knie hinausragt. Die eine Hand faßt den langen Stab, der fast eine Schrittlänge weit vor dem Fürsten den Boden berührt, in der herabhängenden Hand liegt das Zepter. Am Gelenk der herabhängenden Hand ist ein plastisch ausgeführter Armreif, wie ihn die sitzenden Figuren an der Außenfront des Tors tragen, erhalten. Bei der Darstellung der Muskulatur der Beine hat der Bildhauer die Außen- und Innenansicht des Knies und der Waden durch die Modellierung deutlich unterschieden . Wenn auch die Füße zweifellos in der Innenansicht, mit der Wölbung und der großen Zehe gegeben sind, so hat der Bildhauer doch die beiden verschiedenen Ansichten durch die Höhe der Wölbung zu differenzieren getrachtet: die Wölbung des zurückgesetzten, in der Außenansicht gegebenen Fußes ist hier und an den großen Relieffiguren der Fassade flacher als die des vorgesetzten Fußes in Innenansicht. Von der rechten Figur im Tordurchgang ist die untere Hälfte (unterhalb der Gürtung) und neben dem Stabende ein kurzes Stück einer senkrechten Inschriftzeile, von der linken Figur sind nur die Beine erhalten. Der Inschriftrest lautet: ".. . sein Begräbnis im Westen".

Auf der Rückseite des Tors nimmt je eine senkrechte Zeile die Breite der beiden Pfosten ein.

Rechter Pfosten: "...[bei Ptah] südlich seiner Mauer und bei Sokaris, dem Herrn von Schetit". Linker Pfosten: "...der Geehrte, Graf Sarenput, der Selige".

DER PFEILERVORBAU
Die sechs Pfeiler vor der Fassade tragen auf den vier Seiten je ein Bild des stehenden Fürsten, der den breiten Perlenkragen und den im spitzen Winkel vorspringenden kurzen Schurz trägt. Über jeder Figur befindet sich eine kurze Inschrift. Die Richtung der Figuren, ihre Haltung und Einzelheiten der Tracht sind verschieden. Auf eine Besonderheit der Haartracht sei hingewiesen: der Fürst ist auf allen Front- und Rückseiten und auf den Seitenflächen der Pfeiler 3 und 4 mit kurzem, auf den Seitenflächen der Pfeiler 1, 2, 5 und 6 mit langem Haar dargestellt. Auf den Frontseiten der Pfeiler ist der Fürst mit abwärts zu Boden gerichteten Händen abgebildet. Die Figuren sind auf den mittleren Pfeilerdurchgang, durch den der Weg in das Innere der Anlage führt, ausgerichtet. Über jeder Figur ist eine senkrechte Zeile angebracht: (von Süden nach Norden):

Pfeiler 1: ist oberhalb der Schultern der Figur weggebrochen;

Pfeiler 2:

Pfeiler 3: [Chnum,] der Herr des Kebehu (des Kataraktengebiets)

Pfeiler 4: "...der oberste Gebieter des Nubierlandes, Vorsteher der Dolmetscher, Vorsteher aller Fremdländer";

Pfeiler 5: "... an der Spitze von Oberägypten, dem die Angelegenheiten des Palastes offen liegen";

Pfeiler 6: "... den hochgebracht hat sein Wesen, dessen Beliebtheit seinen Platz nach vorn gebracht hat, der Graf Sarenput".

Die Figuren auf den Seitenflächen der Pfeiler zeigen den Fürsten mit dem langen Stab in der einen, dem Zepter in der anderen Hand, den Blick aus der Pfeilerhalle heraus nach dem Hof hin gerichtet. Die Pfeilerflächen, die den Durchgang zur großen Felsenhalle flankieren, sind durch längere Inschriften über den Figuren ausgezeichnet; die übrigen tragen zwei waagerechte, die flachen Halbpfeiler in der Nord- und Südwand je eine senkrechte Inschriftzeile. Die Vertikalzeile des südlichen Halbpfeilers ist sehr zerstört: "...geehrt .... Sarenput".

Pfeiler 1a (südliche Fläche): Inschrift weggebrochen

Pfeiler 1b (nördliche Fläche): "...[Vorsteher] der Priester Sarenput".

Pfeiler 2a: "...Graf, Vorsteher der Priester Sarenput"

Pfeiler 2b: "...Vorsteher der Priester Sarenput".

Pfeiler 3a: "...Geehrt bei Anukis, Graf, Vorsteher der Priester Sarenput".

Pfeiler 3b (im Hauptdurchgang): In drei übereinanderliegenden Streifen je sechs senkrechte Zeilen; darüber ein Rest einer wagerechten (?) Zeile. A. Oberer Streifen: Zeile 1 zerstört Zeile 2 zerstört Zeile 3: "10 pg³ - Schüsseln mit seinem Eingeweide" Zeile 4: "Wein, 10 große hbn-t-Krüge". Zeile 5: "Wein, 10 hbn-t-Krüge". Zeile 6: "...20 hbn-t-Krüge". B. Mittlerer Streifen: Zeile 1: zerstört, in Zeile 2: "...[2]000" erhalten. Zeile 3: "...io hg3-t-Schüsseln". Zeile 4: "Salbkügelchen (?), 10 swh-t-Schüsseln". Zeile 5: "...und Honig, 10 Schüsseln". Zeile 6: "...20 000''. C. Unterer Streifen: Zeile 1: "Fruchtkerne (?) 2000" Zeile 2: "Lauch, 2 große pg³-Schalen" Zeile 3: "Brot und allerlei Süßigkeiten, 2 große pg³-Schalen" Zeile 4: GARDINER: "A jar containing Zeile 5: GARDINER: "A great jar containing hs³-t''. Zeile 6: GARDINER: "A great jar containing lotus flowers". Bemerkungen zu den Inschriften: zu A 3: "sein" bezieht sich vielleicht auf das Vorhergehende in Zeile 2, von dem ein Zeichen erhalten ist. - Zu B 4: hnbw (?). Zu C 5: hs³ t ist ein Produkt, das vermutlich als Abgabe der Fremdländer nach Aswan kam. Vergleiche hs³-t n-t md³ und die Stelle in der biographischen Inschrift (Zeile 5): "dem die Abgaben von Medja berichtet werden als Tribute der Fürsten der Fremdländer"

Pfeiler 4 a (im Hauptdurchgang) die kleine biographische Inschrift in waagerechten Zeilen: "...Sesostris, mit Leben beschenkt... wie [Rê] ewiglich. [Sein geliebter Diener], Sein Liebling, den er lobt ... Sarenput, er sagt: Seine Majestät zog aus, um das elende Kusch niederzuwerfen. Seine Majestät ließ mir ein Rinderstück, roh, bringen. Aber alles das, was in Elephantine getan worden ist, (ist folgendes): Seine Majestät veranlaßte, daß man mir ein Fleischstück oder einen Schinken brachte und eine Schale, gefüllt mit allen guten Dingen und fünf Gänse (r) darauf, ungekocht. Vier Männer brachten es mir."

Pfeiler 4b: "Geehrt bei Imesti, Graf, Vorsteher der Priester Sarenput, der Selige".

Pfeiler 5a: "Geehrt bei Hapi, Graf, Vorsteher der Priester, Sarenput"

Pfeiler 5b : "Geehrt beim König, Graf, Vorsteher der Priester Sarenput"

Pfeiler 6a: "Geehrt bei Duamutef, Graf, Vorsteher der Priester Sarenput"

Pfeiler 6b: "Geehrt bei Tefnut, Graf, Vorsteher der Priester Sarenput".

Auf den Rückseiten der Pfeiler flankieren zwei Darstellungen des Fürsten mit Stab und Zepter den mittleren Durchgang. Die Darstellungen der übrigen Pfeiler zeigen den Grabherrn mit zu Boden gesenkten Händen, die Figuren des 1. und 2. Pfeilers sind zur südlichen, die des 5. und 6. Pfeilers zur nördlichen Nische im Pfeilervorbau hingewandt. Über jeder Figur befindet sich eine senkrechte Inschriftzeile:

Pfeiler 1: Inschrift weggebrochen

Pfeiler 2.: Inschrift weggebrochen.

Pfeiler 3: "...[Sa]-renput".

Pfeiler 4: "...und Selkis, Graf, Vorsteher der Priester Sarenput" .

Pfeiler 5: (der Block, der auf diesen Pfeiler aufgesetzt ist, gehört auf Pfeiler 6) "...beim König, Graf, Vorsteher der Priester Sarenput".

Pfeiler 6 : "Geehrt bei Sokaris, Graf, [Vorsteher der Priester] Sarenput" Nördlicher Halbpfeiler: "der geehrte, Graf Sarenput" Die hierher gehörigen Bruchstücke, die in der Empfangshalle am Boden liegen, ergeben: "...der erfüllt das Herz des Königs..."

DER ARCHITRAV
Unterhalb des 5, und 6. Pfeilers liegen zwei Blöcke, die zu dem Architrav des Pfeilervorbaus gehörten. Die beiden Blöcke tragen auf der Vorderseite eine Inschriftzeile mit den Titeln und Beiworten des Grabherrn. Die Inschrift von Block 1 lautet: "...Graf, Siegler des Königs von Unterägypten, Einziger Freund, Cherheb, Oberster (hrj-tp) der Geheimräte der Gottesworte, Vorsteher der Fremdländer, [Vorsteher] der Dolmetscher..." Die Inschrift des nördlichen Endblocks: "...der das Herz des Königs erfüllt als ... Fremdländer, Vorsteher des ...von Elephantine, Graf Sarenput, der Selige".

DIE FASSADE DER BIOGRAPHISCHE TEXT
Ungefähr in der Mitte der geböschten Felsenfassade liegt der Eingang zu den Innenräumen. Auf der hohen Sturzplatte und den beiden Pfosten des Eingangs, deren Fläche aus der Fassadenwand ein wenig hervortritt, ist ein langer biographischer Text angebracht. Die senkrechten Inschriftzeilen auf den beiden Pfosten schließt nach unten eine Darstellung des Fürsten ab. Die beiden gegengleichen Figuren, die den Eingang flankieren, stimmen mit denen auf der Frontseite des Hoftors überein: sie zeigen den Fürsten auf löwenbeinigem Stuhle sitzend, in den Händen Stab und Zepter haltend, hier, an der Fassade, sind sie etwas kleiner, und in dem anstehenden Sandstein nicht so fein mit allen Einzelheiten plastisch ausgeführt wie in dem feinkörnigen Kalkstein des Hoftors. Die Inschrift, die auf dem Sturzbalken beginnt, lautet: "Der Erbfürst und Graf, Siegler des Königs von Unterägypten, Einziger Freund, Vorsteher der Priester der Satis, Herrin von Elephantine, geehrt bei Anubis, Sarenput, geboren von Sat-teni, (er) sagt: Oh ihr Lebenden auf Erden, die ihr an diesem Grabe vorübergehen werdet, stromab- und stromauffahrend, wenn ihr eure Götter liebt, so sollt ihr Gott preisen zu einem Totenopfer für den Ka des geehrten Grafen Sarenput. (Er) sagt: Ich bin einer, der das Herz des Königs im Tempel erfüllt, Mund von Nechen im Tempel der Satis, Nechbi im Reichsheiligtum von Buto, Oberster der Totenpriester (?), Siegler des Königs von Unterägypten, Einziger Freund, Geheimrat des Königs im Heere. Einer der hört was nur einer hört, zu dem das ganze Land (jedermann) kommt................ an den Orten des Niederwerfens der Feinde des Königs, Einer, der eintritt (?) in das Herz ("Vertrauter") des Königs.............. Der die Siegel führt in allen Angelegenheiten von Kusch (?) bei der königlichen Haremsfrau, dem berichtet werden die Abgaben von Medja als Tribute der Fürsten der Fremdländer. Der die Nacht im Innern desTempels verbringt am Tage des großen Festes. Der die Gaben annimmt, bestehend aus Kostbarkeiten, die der König im Palaste zu geben pflegt. Der Oberste des Jubelns in der Götterbarke angesichts des Gottes wegen aller Wundertaten der Nubier auf dem Wasserstrudel (des Kataraktes). Ein Vertrauter (der Leute) auf dem Damme, Größter Vorsteher der Schiffe im Königshaus; der die beiden Schatzhäuser in Ordnung hält, Gebieter über die Ortschaften im Bogenland (Nubien), unter dessen Aufsicht ist der, der segelt und der, der landet. Der Graf und Vorsteher der Priester Sarenput sagt: Ich habe mein Grab erbaut durch die Gnade des Königs. Seine Majestät zeichnete mich aus im Lande, indem ich erhoben worden bin vor den Gaufürsten. Ich ... die Gesetze der alten Zeit. Ich wurde zum Himmel erhoben in einem Augenblick. Ich beauftragte Steinmetzen mit der Arbeit an meinem Grabe, und Seine Majestät lobte mich deshalb sehr und unzählige Male in Anwesenheit der Beamtenschaft und der Königin. Er rüstete (es) aus mit Grabbeigaben des Königshauses. Er stattete (es) mit allem Bedarf aus. Er füllte (es) mit Schmuck. Er stattete (es) mit Opfergaben aus und versah (es) mit allem, was für es bestimmt war, ohne mich Mangel leiden zu lassen bei (meinem) Bedarf (an Dingen) aus dem Schatzhaus .... Seine Majestät veranlaßte, daß ich mich erging wie jeder seiner Residenzbeamten. Ich war einer, der vortrefflich war an der Seite seines Herrn, einer, den seine Vorzüglichkeit vortrefflich gemacht hat. Er sagt: Ich war einer, der genau ist vor dem König, frei von Lüge. Ich war bescheiden, wenn er mich aussandte. Ich war der Zweite von zweien, der Drittevon dreien in diesem Lande. Gegeben wurde mir sehr viel Lobpreis, ein Gelobter bis zum Austrocknen der Kehle. Ich jauchzte, als man mich den Himmel erreichen ließ, mein Kopf erreichte den Himmel, ich kratzte die Leiber der Sterne. Ich verbreitete ( ?) jauchzen, als ( ?) ich erglänzte als Stern. Ich tanzte in den Sternen. Meine Stadt war im Fest, meine Mannschaften jauchzten, man hörte das Tanzen.............Greise und Kinder waren im Jubel. Die Götter von Elephantine ließen mir dauern Seine Majestät als König, sie gebaren mir Seine Majestät wieder von neuem, damit er wiederhole für mich Millionen von Jubiläumsfesten. Sie gaben ihm Ewigkeit als König, damit er sich niederlasse auf den Thronen des Horus wieder von neuem (?), wie ich es wollte. Ich war sein Lieblingsdiener, der tut, was sein Herr liebt, der Graf und Vorsteher der Priester Sarenput, der sagt: Ich bin aus meiner Stadt gekommen, ich bin aus meinem Gau hinabgestiegen, ich habe getan, was meine Leute loben und was alle Götter lieben." (Ende der Inschrift an der Fassade; der Paralleltext im Innern des Grabes fährt hierauf allein fort:) "ich war ein Vater dem Kinde; meine Beliebtheit war in............. weil mich der König lobte mit der Gunst des .......... die Angelegenheiten eines Mannes gegen ihn. Ich machte.........dem Traurigen, nicht wies ich den Bittsteller ab, der mich anging, der geehrte Sarenput. .........der Ewigkeit...........Ich gab Brot dem Hungrigen, Kleider dem Nachten...............Nicht verdrängte ich den Armen von seiner Habe.......[den] die Menschen [lieben], den die Großen [loben] wegen seines Charakters, der Graf und Vorsteher der Priester Saraenput."

DIE RELIEFDARSTELLUNGEN AUF DER GRABFASSADE
Auf den Flächen der Fassade sind über einem 0,95 in hohen Wandsockel Darstellungen in versenktem Relief eingeschnitten. Den Eingang flankieren zwei gegengleiche Figuren des stehenden Grabherrn, die fast die ganze Höhe des Bildfeldes einnehmen. Die Augen waren hier wie bei allen Reliefs dieses Grabes, die in den anstehenden Sandstein eingeschnitten sind, über der plastisch ausgeführten Augenhöhle nur durch die Bemalung gegeben. Vor jeder Figur befinden sich zwei senkrechte Inschriftzeilen. Die Beischrift zu der rechten Figur lautet: "Der Erbfürst und Graf, Siegler des Königs von Unterägypten, einziger Freund, Vorsteher der Priester der Satis, der Herrin von Elephantine, geliebt von Chnum, dem Herrn von Bige, der geehrte Graf Sarenput. Angenehm dem König, geliebt von seiner Beamtenschaft; dessen Belobungen die Menschen kennen.. . mit fester Sohle', der geehrte Graf Sarenput." Die Beischrift zu der linken Figur: "Der Erbfürst und Graf, Siegler des Königs von Unterägypten, einziger Freund, Vorsteher der Priester der Satis, Herrin von Elephantine, oberster Gebieterl des Nubierlandes, Vorsteher aller Fremdländer, Graf Sarenput. Ebenbild des Ptah, Lot an der Wage des Thot, der aus dem Leibe herausgekommen ist als ein bereits Wissender, verständigen Herzens; der den Gott an jeden guten Ort leitet, Graf Sarenput." Dem Fürsten folgt in dem unteren Streifen der nördlichen Wandhälfte ein Windhund und ein mit Pfeil und Bogen und einem Stock ausgerüsteter Polizist (ghafir), der über dem Hund angebracht ist. Über dem rechten Unterarm trägt er einen schmalen Tuchstreifen. Hierauf folgen die drei Söhne des Fürsten in Ergebenheitshaltung. Zunächst sein ältester Sohn, der auch größer als die beiden anderen dargestellt ist. Auch durch die sorgfältigere Kleidung, die in dem doppelten Schurz besteht, ist er als erwachsen gekennzeichnet, während die beiden jüngeren nur den langen Schurz tragen. Das Haar der Söhne ist kurz geschoren; hinter dem Ohr des ältesten ist eine einzelne Locke plastisch angegeben, die beiden jüngeren tragen die schopfartige Jugendlocke, die vom Scheitel herabhängt. Die Beischrift zu dem ältesten Sohne in senkrechter Zeile lautet: "Sein ältester Sohn, den er liebt, Herr aller seiner Besitztümer, sein vortrefflicher Erbe, der sein Haus gegründet hat, Graf Heka-ib, geboren von Sat-ten". Die beiden anderen sind durch die Beischrift als "Sein geliebter Sohn Heka-ib der Mittlere" und als "Sein geliebter Sohn Heka-ib der Kleine" bezeichnet. Auf der südlichen Wandhälfte der Fassade fehlt die Darstellung der Söhne. Dem Fürsten folgt der Sandalenträger mit zwei Hunden. In der vorgestreckten Hand hält er ein Paar Sandalen, mit der andern schultert er einen Stock; über der rechten Schulter liegt ein schmaler Tuchstreifen. Hinter dem Sandalenträger folgt ein hochbeiniger, schlank gebauter Windhund mit Schlappohren; hinter diesem eine kurzbeinige Dachshündin mit aufgestellten Ohren und geringeltem Schwanz; beide tragen ein Halsband. Auf der verloren gegangenen Platte, die über dem Windhund als Flickstück in die Fassadenwand eingelassen war, könnte ein dritter Hund dargestellt gewesen sein. Diese Szenen, die in großen Figuren zu beiden Seiten des Eingangs angebracht sind, haben eine besondere repräsentative Bedeutung: die Ehrenwache betont den Stand des Fürsten. Die Begleitung durch drei wohlerzogene Söhne, unter denen sich der Erbe befindet, zeigt, daß der Bestand der Macht auch für die Zukunft seiner Familie gesichert bleibt. Fischestechen Auf der südlichen Hälfte der Fassade folgt in dem unteren Streifen eine Darstellung des Fürsten, wie er auf leichtem Papyrusnachen Fische mit dem Speer erlegt. Er trägt kurzes Haar, um das ein Stirnreif gelegt ist; der Reif hat einen Zierat, der aus einer doppelten Papyrusdolde besteht; ein sich nach unten verbreiterndes Band fällt in den Nacken hinab. Anschaulich gibt die Darstellung das geschickte Spiel der Finger wieder, denen der Speer plötzlich, gleichsam wie der Pfeil der Bogensehne, entgleiten muß. Zwischen den Füßen des Fürsten hockt eine Frau auf dem Papyrusboot, die sich an seinen Beinen hält, vermutlich ist es seine Gattin, die ihn hier begleitet. Auf dem Bug sitzt eine Gans, wie sie bei der Darstellung des Vogelfangs mit dem Wurfholz erscheint. In dieser Szene des Fischstechens ersetzt die Lockgans, die Darstellung des Vogelfangs; denn die Inschrift, die der Darstellung in zwei wagerechten Zeilen beigeschrieben ist, nennt ausdrücklich auch den Vogelfang als Beschäftigung des Fürsten in diesem Bilde: "Fische stechen und Vögel erlegen seitens des Erbfürsten und Grafen, Sieglers des Königs von Unterägypten, einzigen Freundes, Vorstehers der Gottespriester, Sarenput, geboren von Sat-teni, der Herrin der Ehrwürdigkeit". Vor dem Fürsten ist die kleine Figur eines Dieners erkennbar, der die eine Hand zu ihm hin ausstreckt, während die andere wahrscheinlich in Ergebenheitshaltung auf der rechten Schulter ruhte. Die Dienerfigur hinter dem Fürsten, die stark beschädigt ist, senkt beide Hände ausgestreckt zu Boden. In dem aufsteigenden Wasserstreifen waren zwei Fische dargestellt, die von dem Speer durchbohrt sind. Der eine Fisch ist mit dem herausgefallenen Flickstück verloren gegangen und mit ihm mehr als die obere Hälfte einer dritten Dienerfigur, die rechts neben den Fischen stand; der andere, teilweise erhaltene Fisch ist so stark verwittert, daß seine Formen auch an Ort und Stelle nicht mehr zu erkennen sind. Besichtigung der Rinderherden In dem oberen Streifen der Wand südlich des Eingangs ist die Darstellung der Besichtigung der Rinder durch den Fürsten angebracht. Durch das Bild geht eine Lücke, die dadurch entstanden ist, daß die Flickstücke, die zur Ausbesserung brüchiger Stellen in die Fassadenwand eingepaßt waren, herausgefallen sind. Zwei hierher gehörige Relieffragmente werden in der Empfangshalle aufbewahrt. Der Fürst steht auf einen Stab leicht nach vorn gelehnt. Er ist mit dem kurzen und dem darübergelegten langen Schurz bekleidet und trägt einen Stirnreif in dem kurzen Haar. Hirten führen ihm die Rinder vor. Die Inschrift, die der Szene in zwei senkrechten Zeilen beigeschrieben ist, nennt den Zweck der Inspektion: "Das Besichtigen der k³-Stiere, der iw³-Ochsen und der wndw-Rinder, das er macht, um zu leiten das Fest aller Götter von Elephantine, seitens des Erbfürsten und Grafen, Vorstehers der Priester des Chnum, Sarenput, des Seligen". Vor der Figur des Fürsten sind drei Rinder mit ihren Hirten übereinander angeordnet; zuunterst: ein Hirt, der seinem Rind den Wassertrog versetzt; darüber zwei Hirten mit je einem Rind, die sich in Verneigung dem Fürsten nahen. Neben diesen friedlichen Szenen stehen zwei Gruppen kampfbereiter und kämpfender Stiere. Die obere Gruppe: ein Stier, der einen anderen verfolgt, ist besonders lebendig gestaltet. Das Horn des Verfolgers hat die Keule des verfolgten Tiers gespießt. Zwei Hirten bemühen sich, mit Stöcken die kämpfenden Tiere zu trennen. In der unteren Reihe stehen sich zwei Stiere angriffsbereit gegenüber; ein Hirt versucht den einen vom Kampf zurückzuhalten. Eine friedliche Kuh und ein Hirt mit einer Schultertrage, deren Last nicht bestimmbar ist, beschließen die obere, eine Kuh, die ein Kalb tränkt, die untere Reihe der Darstellung. Besuch der Frauen In der oberen Hälfte der Fassadenwand nördlich vom Eingang ist ein Besuch der T. VII a Frauen bei dem Fürsten dargestellt. Der Empfang ist feierlich: der Fürst sitzt auf einem löwenfüssigem Stuhl, Stab und Zepter in den Händen haltend. Vor ihm stehen vier Frauen, die nach den Beischriften seine nächsten Angehörigen sind, die ihm zunächst stehende ist "Seine geliebte Lieblingsfrau, die Herrin des Hauses Sat-ten", die zweite "Seine geliebte Mutter Sat-ten'', die folgende "Seine geliebte Tochter Satet-hotep", die vierte "Seine geliebte Tochter Sat-ten". Vier Papyrusbündelsäulen deuten an, daß der Empfang in einer Halle stattfindet. Einen weiteren Hinweis auf den Ort gibt die Inschrift, die über den Säulen auf dem Architrav geschrieben steht: "Gnädig sei der König und gebe und Osiris, der Herr von Busiris, der große Gott, der Herr von Abydos, an allen seinen Orten gebe er ein Totenopfer, bestehend aus Tausend an Leinen, Tausend an Gottesopfern und allen guten Dingen, von denen ein Gott lebt, für den Ka des ehrwürdigen Grafen und Vorstehers der Gottespriester Sarenput, des Seligen". Die Opferformel mit der Anrufung des Osiris und der Bitte um ein Totenopfer für Sarenput legt es nahe, die Szene als einen Besuch der Frauen am Grabe zu erklären. Eine ähnliche Darstellung kehrt in den Malereien im Innern der Empfangshalle dieses Grabes wieder. Den beiden Frauen, die auf der Südwand der Empfangshalle neben einer Statue am Boden hockend und singend dargestellt sind, entsprechen hier an der Fassade die drei Frauen, die im unteren Streifen unter der Figur des Fürsten angeordnet sind: Zwei Frauen mit kurzem Haar, die einer mit langem Haar gegenübersitzen. Sie haben die eine Hand neben das Ohrläppchen an die Wange gelegt; die andere Hand erheben sie geschlossen, mit ausgestrecktem Zeigefinger nach vorn und berühren vermutlich gegenseitig die Zeigefingerspitzen. Die Kleidung der Frauen mit kurzem Haar besteht anscheinend aus einem hemdartigen Gewand, dessen Halsausschnitt deutlich erkennbar ist; die Stellung der beiden Frauen, die mit einem untergeschlagenen und einem aufgesetzten Fuß hocken, verlangt ein weiteres Kleid, als es ägyptische Frauen gewöhnlich tragen. Das Gewand der dritten Frau mit dem langen Haar ist das charakteristische enge Frauenkleid, das mit Trägern über der Schulter gehalten wird. Die Gruppe der Sängerinnen ist nach der ähnlichen Darstellung in der Empfangshalle mit der Szene im oberen Streifen zu verbinden. Für sich genommen hätte sie auch wenig Sinn, und ihre inhaltliche Beziehung zu der nördlichen Nische im Pfeilervorbau hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich. In dieser Nische ist ebenso wie in derjenigen der Südwand eine Frau dargestellt, die dem Fürsten eine Lotusblüte reicht. Diese beiden Szenen sowie die eben beschriebenen an der Fassade lassen ein auffallendes Überwiegen von Frauenfiguren in den Reliefdarstellungen des Pfeilervorbaus erkennen. Der Gedanke liegt daher nahe, daß hier eine Beziehung zwischen den realen Vorgängen im Pfeilervorbau und den Darstellungen auf seinen Wänden vorliegt. Der Pfeilervorbau war vermutlich der Ort, an dem die Frauen vorzugsweise ihren Besuch am Grabe verrichteten. Die Darstellungen der Nischen im Pfeilervorbau Die Reliefdarstellungen, die sich auf der Rückwand und den Seitenwänden der beiden Nischen befinden, sind fast identisch. Auf der Rückwand jeder Nische befindet sich das Hauptbild: der Fürst am Speisetisch. Die Umrisse des Reliefs sind in den beiden Nischen infolge der Verwitterung unscharf geworden. Der Fürst sitzt auf löwenfüßigem Stuhle. Er trägt das Haar kurzgeschoren und auf der Brust den breiten Perlenkragen. In der einen Hand hält er ein zusammengefaltetes Tüchlein, die andere Hand ist ausgestreckt nach vorn gehoben. Vor ihm steht der Tisch mit säulenartigem Fuß mit sechs "Schilfblättern", über deren Spitzen die Speisen angeordnet sind: ein Rinderschenkel, ein Kalbskopf, ein Rippenstück; darüber zwei gerupfte Enten und eine Weintraube (?). Über dem ganzen liegt ein Bund Zwiebeln. Über den Speisen steht: dbh-t htp "Speisenbedarf". Auf den Seitenwänden der beiden Nischen ist der Fürst mit Stab und Zepter, stehend abgebildet, aus der Nische herausgewandt; eine vor ihm stehende Frau läßt ihn an einer Lotusblüte riechen. Die Lotusblume war in der nördlichen Nische nur aufgemalt und ist deshalb verschwunden. Die Decken der Nischen trugen dekorativen aufgemalten Schmuck. Nur in der südlichen Nische sind Reste eines Flechtmusters erhalten, das mit roten Linien auf gelbem Grund gezeichnet war.

TECHNIK UND WIRKUNG DES RELIEFS
Die Reliefs auf der Außenseite des Hoftors, zu beiden Seiten des Eingangs, sind mit meisterhafter Sicherheit eingeschnitten und bis in die kleinsten Einzelheiten hinein plastisch behandelt. Der feinkörnige Kalkstein war das gegebene Material für eine solche Arbeit. Die beiden Figuren des Fürsten sind auf das genaueste gegengleich. Die Übereinstimmung läßt sich an den Figuren der einzelnen Partien des stehengebliebenen Grundes nachprüfen. Durch diese Gleichheit wird die dekorative Wirkung bedeutend erhöht. Die Komposition der Figuren in der Fläche ist auf das sorgfältigste berechnet; die Abstände von den beiden Seitenkanten der Bildflächen und nach oben, der unteren Grenze der senkrechten Inschriftzeilen, sind so bemessen, daß die Figur die ganze Bildfläche beherrscht. Der Stab ist weit nach vorn gesetzt, das in die Höhe gerichtete Zepter liegt ungefähr in der Mitte zwischen dem Antlitz des Fürsten und der vorgestreckten Hand, die den Stab hält. Die auf dekorative Wirkung berechnete Anordnung in der Fläche wird klar, wenn man die Figur des rechten Pfostens des Hoftors mit einer entsprechenden Darstellung der Fassade, dem Fürsten in der Szene des Frauenbesuchs, vergleicht. Hier ist der Stab zu weit -nach vorn gesetzt, so daß ein übermäßig großer Abstand vor den Knien des Fürsten entsteht, der die Einheit der Komposition sprengt. Das Zepter liegt zu dicht vor der Brust und zu nahe vor dem Gesicht des Fürsten, Der grobkörnige anstehende Sandstein der Fassade erlaubte eine nicht annähernd so exakte Ausarbeitung der Figuren wie der Kalkstein; die Relieffläche ist nicht so fein modelliert, die Muskeln an den Schultern, an den Knien und an den Waden sind im Verhältnis zu den Hoftorreliefs recht grob eingezeichnet. Eine Vergröberung bewirkte außer dem Material auch die Größe der Figuren, die von der mit dem Werkzeug bewehrten Hand nicht von einem Standpunkt aus beherrscht werden konnte. Einzelheiten konnten in dem anstehenden Sandstein nur durch Bemalung gegeben werden. Auge, Schminkstrich und Brauenbogen sind in den Hoftorreliefs plastisch gebildet; an den Figuren der Fassade waren diese Teile durch Bemalung der plastisch gebildeten Augenhöhle gegeben, in einer Technik, die sehr viel später, in der Amarnazeit, im Grabe des Ramose in Theben, wieder angetroffen wird. Die Darstellungen an der Fassade sind so angeordnet, daß die Hauptfiguren in den Pfeilerabständen erscheinen. Zu beiden Seiten des Mitteldurchgangs sind die weit überlebensgroßen Figuren des Fürsten für den in den Hof eintretenden Besucher sichtbar. Schreitet man die Fassade ab, so zeigen sich zwischen dem 5. und 6. Pfeiler der Sohn und Erbe des Fürsten, Heqa-ib, im letzten Pfeilerabstand der sitzende Fürst, im ersten der Fürst beim Fischestechen. Die Technik des versenkten Reliefs ist für die äußeren Anlagen wohl deshalb gewählt, worden, weil das Licht der Sonne sie gleichsam mit Leben zu erfüllen vermag. In den tief eingeschnittenen Konturen sammelt sich der Schatten, der die Figur mit einer ungleich starken, lebendigen Linie umschließt. Gegenüber der den Umriß betonenden Wirkung tritt die plastische zurück, - eine Abschwächung, die durch die einst vorhandenen kräftigen Farben, die die sorgfältig modellierten Flächen deckten, vermehrt wurde. Noch fühlbarer als bei den Reliefbildern des Hoftors war diese Abschwächung der plastischen Wirkung bei den Fassadenreliefs. Hier, unter dem einst vorhandenen Dach des schattenspendenden Pfeilervorbaus war die Wirkung der Reliefs sehr verschieden von derjenigen, die sie bei scharfem Streiflicht der Vormittagsonne wiedergeben. Die plastische Wirkung trat hier ganz zurück; die Figuren hoben sich im indirekten, vom Boden des Hofes zurückgestrahlten Licht in klaren ungebrochenen Farben vom weißen Grunde ab.

DIE MALEREIEN DER INNENRÄUME
Die Innenräume der Grabanlage waren mit Malereien ausgestattet, die vermutlich die Wand- und Pfeilerflächen sämtlicher Räume und das Innere der Kultnische bedeckten. Erhalten sind nur diejenigen der Empfangshalle und einige Reste am Anfang des langgestreckten, zur Kultkammer führenden Ganges. Die Wände der Innenräume, die wie die Fassade stellenweise mit Steinplatten geflickt sind, tragen einen alle Unebenheiten ausgleichenden Stucküberzug. Damit der Stuck besser halte, sind die Wandflächen mit flachen, kurzen Meißelschlägen aufgerauht. Der Erhaltungszustand der Malereien ist an der Eingangs-(Ost-)wand am besten und verschlechtert sich nach dem Innern hin, bis in den hinteren Räumen jegliche Stuckreste aufhören. Dieser Befund erhält eine Erklärung einmal dadurch, daß der Stuck auf den porösen, von Schichten weniger kompakten Sandsteins durchzogenen Wänden des ersten Raumes besser haftet als auf dem festen Gestein tiefer im Innern; ferner durch die schützende Sandschicht, die im Stadium der Versandung der Anlage am Eingang am höchsten lag und nach dem Innern zu abnahm. In den oberen Partien der Wände, bis zu denen der Sand niemals hinaufreichte, sind die Malereien auch in der Empfangshalle fast gänzlich verloren.

DIE DEKORATIONEN DER INNENRÄUME
Der untere Teil der Wandflächen der Empfangshalle und des anschließenden Ganges ist in 50 bis 60 cm Höhe über dem Boden als Sockel schwarz gemalt. Die Pfeiler der Empfangshalle haben einen etwas höher hinaufreichenden, etwa 90 cm hohen gelben Sockel erhalten. Der schwarze Wandsockel gibt den Wandflächen einen festen Halt und schließt sie zu einer räumlichen Einheit zusammen. Die gelbe Sockelfarbe der Pfeiler gibt diesen Leichtigkeit; sie verhindert, daß der Raum trotz der Pfeilerstärke in einzelne Abschnitte aufgelöst wird und eng erscheint. Den Sockelstreifen der Wände und Pfeiler schließt ein weiß-gelb-rot-schwarzes Band nach oben ab. Der obere schwarze Streifen bildet zugleich die Basislinie für die Darstellungen, die sich von weißem Grunde abheben. Zur Begrenzung der Bildflächen gegen die Türöffnungen und gegen die Decke diente das Motiv der "Farbenkette". Die "Farbenkette" besteht aus zwei parallelen schwarzen Linien, die in geringen Abständen durch Doppellinien in einzelne aufrecht stehende Rechtecke auf geteilt sind. Die Rechteckfelder sind in diesem Grabe abwechselnd blau, gelb, grün, rot ausgemalt. Eine "Farbenkette" umschloß die Eingangsöffnung in der Ostwand. In geringem Abstand von dieser nimmt auf beiden Seiten je eine zweite ihren Anfang; die eine Farbenkette begrenzt die Darstellungen der Südhälfte der Ostwand gegen den Eingang und führt von hier unterhalb der Decke über die Südwand bis zur Westwand, wo sie die Darstellung des "Fischstechens" gegen die Öffnung des Ganges absetzt; die andere umschließt die biographische Inschrift auf der Nordhälfte der Ostwand. Eine weitere Farbenkette setzt die Nordwand gegen die Ostwand ab; sie führt unterhalb der Decke bis zur Gangöffnung in der Westwand, die Darstellungen gegen die Gangöffnung begrenzend. Auch die Szenen, die sich auf den Seitenwänden des schmalen Ganges befanden, waren nach den erhaltenen Resten von Farbenketten gesäumt. Die Darstellungen auf den Vorder- und auf den Durchgangsseiten der Pfeiler (a und b) sind mit Ausnahme der Fläche I b gleichfalls durch das Motiv der Farbenkette gegen die Pfeilerkanten und gegen den Architrav abgesetzt. Auf den Pfeilerrückseiten (c und d) und auf der Fläche I b sind die Szenen durch eine kräftige schwarze Linie seitlich begrenzt. Es bleibt ungewiß, ob über den wagerechten Farbenketten, die die Bildflächen gegen die Decke absetzen, ein "Chekerfries" angebracht war, da der Stuck von den oberen Partien der Wand- und Pfeilerflächen restlos abgefallen ist. Die Aufeinanderfolge der Farben in dem "Ketten"motiv ist in diesem Grabe fortlaufend: blau-gelb-grün-rot-blau-gelb-grün-rot.' In dem senkrechten Endstück der Ketten herrscht die umgekehrte Folge. Die Anfangsfarbe wechselt. Die Öffnung des Ganges in der Westwand ist flankiert von zwei aufgemalten gelben Holzbalken mit schwarzer Maserung. Sie sind vom Boden bis zu halber Höhe des Raumes erhalten. Der schwarze Sockel mit dem vierfarbigen Abschlußband führt nicht bis an diese Balken heran, sondern ist von diesen durch ein schmales Feld, das vermutlich weiß gelassen war, getrennt. Ganz geringe Spuren von Gelb, die sich in diesem Grenzstreifen nachweisen lassen, werden vermutlich von einer Verunreinigung des Stuckes herrühren. Die in geringem Abstand neben den aufgemalten Holzbalken herlaufenden Farbenketten treffen auf diesen Grenzstreifen auf. Von der einstigen Bemalung der Decke ist nichts erhalten.

DIE DARSTELLUNGEN AUF DEN WANDEN
Die Beschreibung der Szenen wird in der folgenden Reihenfolge gegeben: Ostwand nördliche Hälfte Nordwand Westwand, nördliche Hälfte Ostwand, südliche Hälfte Südwand Westwand, südliche Hälfte. Die nördliche Hälfte der Ostwand nehmen zwanzig senkrechte Inschriftzeilen ein, die den gleichen biographischen Text mit einigen Varianten wiedergeben, der sich auf dem Sturz und den beiden Pfosten des Grabeingangs an der Fassade befindet. Die oberen Partien sind mit der abgeblätterten Stuckschicht verloren gegangen. Die Hieroglyphen sind sorgfältig mit allen Details gezeichnet und farbig bemalt. Die Zeilen sind durch kräftige schwarze Linien getrennt. Eine Farbenkette säumt die Fläche der Inschriften. Sarenput und Gefolge Die Nordwand ist gegen die Ostwand durch eine Farbenkette abgesetzt, die diese Wandfläche mit der Nordhälfte der Westwand zu einer Einheit zusammenfaßt. Der biographische Text fährt auf der Nordwand mit drei senkrechten Zeilen fort, die ihn beschließen. Die unmittelbar an die Inschriftzeilen anschließenden Darstellungen sind durch Blickrichtung und Größenverhältnis mit dem Text verbunden, als dessen bildliche Ergänzung sie anzusehen sind: die Figur des Fürsten mit dem Gefolge. Das Bild des stehenden Fürsten nahm fast die gesamte Wandhöhe ein; die obere Hälfte ist zerstört, die erhaltenen Stuckreste sind geschwärzt. Die Leute seines Gefolges waren in drei übereinanderliegenden Streifen neben der Figur des Fürsten angeordnet. Nur der untere Streifen hat größere Stuckflächen mit den Malereien bewahrt, die die Feinheit der zeichnerischen Ausführung erkennen lassen, in den beiden oberen Reihen sind nur sehr vereinzelt kleine Fragmente erhalten, die eben ausreichen, um die Gesamtkomposition wiederherzustellen. Die Attribute des Fürsten sind Stab und Zepter; seine Kleidung besteht in dem blauen Festschurz, weißen Sandalen und Armbändern an den Handgelenken. Seine Begleiter folgen ihm in Eigebenheitshaltung: der rechte Arm ist über der Brust gebeugt, die rechte Hand auf der linken Schulter liegend zu ergänzen; die Linke ist schräg nach vorn gestreckt. Ihre Kleidung besteht aus dem doppelten Schurz, dem kurzen eng anliegenden und dem langen aus dünnem Gewebe, das Knie und Waden durchscheinen läßt. Die Schurzgürtung ist mit roten, blauen und grünen Feldern bemalt gewesen. Das Armband des rechten Begleiters hat rote, blaue und grüne Einlagen. Die untere Reihe des Gefolges beschließt eine Dachshündin wie sie auch in den Reliefs auf der Südhälfte der Fassade erscheint; nur die hellbraun gemalten Zitzen sind erhalten. Über der Hündin sind in der oberen Reihe die Überreste eines schwarzgemalten Windhundes zu erkennen. Statuentransport Auf diese Darstellungen folgt eine Lücke, in der keine Stuckreste erhalten sind. In der unteren Reihe, über dem Sockelabschlußband nahm der 11 cm breite Wasserstreifen seinen Anfang, der von hier um alle Wände der Empfangshalle bis zum Eingang läuft. Die jenseits der Lücke erhaltenen Malereien sind sehr fragmentarisch; da auch die Beischriften verloren gegangen sind, ist es schwierig, die Szenen sicher zu deuten. Eine Statue des Fürsten (?), von der nur ein Teil des vorgesetzten langen Stabes und Reste von Schurz und Knie erhalten sind, und die Statue einer Frau stehen auf einem grün gemalten Papyrusnachen, dessen Bug ein heiliges Auge auf weißem Felde als Schutzzeichen schmückt. Am Heck ist über dem Nachenrand ein kurzes Stück einer lotrechten Farbenkette erhalten. Die Farbenfolge ist rot, blau, gelb, grün... Die Farbenkette ist vermutlich ein Überrest von der hinteren Stütze eines nicht erhaltenen Baldachins, der über den beiden Figuren errichtet war. Die Frau trägt um das Handgelenk ein Armband, dessen Fläche schachbrettartig gewürfelt ist. Die blau und rot ausgemalten Felder sind durch ein weißes Feld getrennt. Über dem Papyrusboot ist dicht unter der Decke ein kleiner Stuckrest mit einem sorgfältig, in Farben ausgeführten Schriftzeichen erhalten. Die Beischriften zu der Szene waren also wohl als längerer Text in senkrechten Zeilen auf der oberen Wandhälfte über dem Boot angebracht. Der Papyrusnachen wird von einem Ruderschiff stromab geschleppt. Das Schlepptau ist am Bug des Papyrusbootes und am Heck des Ruderschiffes erkennbar. Zwischen den beiden Schiffen klafft eine Lücke im Stuck. Das Ruderschiff befindet sich in voller Fahrt, die Ruderer werfen sich in die Riemen; die Ruder sind in dem Augenblick des Verharrens über der Wasserfläche, der auf jeden Ruderschlag folgt, dargestellt. Der Mastbaum ist umgelegt, die beschlagene Mastspitze ist hinter dem mit ausgestrecktem Arm auf dem Vordersteven stehenden Schiffer sichtbar. Über dem Heck ist ein kleiner Überrest von dem Mast, an dem das Steuerruder befestigt ist, erhalten. Dem Schleppschiff kommt ein kleines Ruderboot entgegen, dessen Farben und Umrisse sehr verwischt sind, so daß die Insassen nicht sicher bestimmt werden können: eine hockende Figur am Heck und ein Ruderer (?). Über dem Boot befindet sich der Rest von einer Inschrift, die so stark verwischt ist, daß die Lesung nur sehr zweifelhaft sein kann: "im" oder "aus dem Kebechu" (Kataraktengebiet) (?). Die Darstellung ist ungewöhnlich und in anderen Gräbern dieser Zeit bisher nicht belegt. Der Inschriftrest über dem kleinen Boot "im" oder "Aus dem Kataraktengebiet" muß wohl so verstanden werden, daß die ganze Szene sich auf den Wassern des Katarakts abspielt. Eine Erklärung des Bildes als einer Besichtigungs- oder Lustfahrt des Fürsten und seiner Gemahlin ist fraglich; das mit vielen Ruderern bemannte Schleppschiff würde eher zu einem Lastentransport passen. Die beiden stehenden Figuren auf dem Papyrusnachen ließen sich als Statuen erklären, die von einer der südlichen Granitinseln, wo sie hergestellt wurden, zum Grabe geleitet werden. Eine andere Erklärung würde sich aus der Verbindung dieser Szene mit den auf der Westwand im gleichen Streifen anschließenden Schiffsdarstellungen ergeben. Stromab- und Stromauffahren Auf der nördlichen Hälfte der Westwand folgen auf diese Bootsszenen in dem gleichen Streifen zwei Schiffe mit einer Kajüte auf dem Mittelschiff. Die Steuerruder der beiden Schiffe sind gekreuzt; die Schiffe fahren in verschiedener Richtung, das rechte bewegt sich mit Ruderkraft stromab, das linke hat Segel gesetzt und fährt stromauf. Die Ruderer auf dem Schiff rechts stehen nach vorn gebeugt, die Ruderblätter befinden sich über der Wasserfläche. Am Vordersteven sind Teile des umgelegten Mastbaums erhalten; am Heck erhebt sich der Mast, an dem das Steuerruder befestigt ist. Von dem Steuermann, der die Ruderpinne führt, ist nur ein Fuß erhalten. Das Segelschiff links hat anscheinend das Ende der Fahrt erreicht; die Matrosen streichen die Segel, der Wasserstreifen hört vor der die Bildfläche begrenzenden Farbenkette unvermittelt auf. Die auf dem Bordrand sitzenden Schiffer halten Taue in den Händen; der vor ihnen stehende Schiffer hat zwei Tauenden gefaßt. Die beiden Beine, die über dem Vordersteven erhalten sind, gehörten dem Leiter der Landungsmanöver. Hinter ihm befindet sich ein Aufbau, der ocker gemalt wie die Schiffe selbst, ein Sonnenschutz sein könnte. Da weder an den alten Schiffsnachbildungen noch in anderen Wanddarstellungen ein ähnlicher Aufbau belegt ist, steht die Erklärung noch aus. "Stromab- und Stromauffahren" bezeichnen die Reise an ein bestimmtes Ziel, nach der Wallfahrtsstätte Abydos, und die Rückkehr von dort. Die Fahrt gehört zu den Riten der Bestattung. In den entsprechenden Szenen im Grabe des Antefoker (Theben) und in andern Gräbern wird diese Erklärung durch Beischriften gestützt. Im Grabe Sarenputs sind die inschriftlichen Zusätze verloren gegangen; es kann jedoch kaum zweifelhaft sein, daß das Ruderschiff und das Segelschiff hier den gleichen Sinn haben wie die entsprechenden Darstellungen in den erwähnten Gräbern. Nach dieser Deutung der Schiffe auf der Westwand muß noch auf. eine andere mögliche Erklärung der anstoßenden Bootsszene der Nordwand hingewiesen werden: die beiden Schiffsszenen könnten zusammengehören und das Boot mit den Statuen unter einem Baldachin würde sich gleichfalls auf der Fahrt nach Abydos befinden. Jagd in der Wüste Von den Malereien, die über dem unteren Streifen mit den Schiffsszenen angebracht waren, ist nur auf der Nordwand, über der Lücke zwischen Papyrusnachen und Schleppschiff, ein kleiner Ausschnitt von der "Jagdszene" erhalten. So dürftig das Fragment ist, es genügt, um die originelle, von den bekannten Fassungen abweichende Gestaltung dieses Themas erkennen zu lassen. Am oberen Rande des Stuckfragments ist ein Stück eines auf dem Rücken liegenden Wildstiers erkennbar: erhalten ist der Kopf mit Hörnern, die fast einen Kreis umschließen, und ein Teil des Nackens. Die schwarze Bemalung ist, obwohl sie die natürliche Färbung des Wildstiers wiedergibt, in der ägyptischen Kunst ungewöhnlich. Die gebräuchliche Körperfarbe für Wildstiere ist rot; schwarz kommt, abgesehen von dem Aswaner Beispiel nur in den sehr schlecht erhaltenen Malereien eines unveröffentlichten Grabes in Mo'alla vor, das zu Beginn des Mittleren Reiches oder in der Zeit kurz zuvor angelegt sein könnte. Ungewöhnlich wie die Farbgebung ist auch die Lage des Wildstiers auf dem Rücken. Auf ägyptischen Jagdbildern werden zwar häufig Gazellen und Antilopen dargestellt, die auf dem Rücken liegend von Hunden gewürgt werden, jedoch niemals wird der Wildstier, das größte und stärkste ägyptische Wild, in solcher Fassung wiedergegeben. Man wird daher dieses Fragment nach einer Darstellung in Beni Hasan als erlegten Wildstier, der ausgeweidet wird, ergänzen müssen. Unter dem Wildstier sind die Umrisse eines Igels, dessen Farben fast gänzlich verwischt sind, erkennbar, Ungewöhnlich ist auch das Netz, das sich im Bogen von rechts oben nach links hinüberzieht; ein Treiber scheint es zu halten. Im Netz, links, ist das Vorderteil einer stürzenden Gazelle erhalten, die sich in den Maschen verfangen hat. Über die Gesamtkomposition geben die geringen Reste keine Auskunft. Auf der südlichen Hälfte der Ostwand sind über dem Sockel zwei Bildstreifen und Spuren von einem dritten erhalten.

Fischerei

Zu unterst ist die Fischerei dargestellt: zweiGruppen von je drei Fischern bringen das Netz ein, ein Fischer legt auf jeder Seite das Zugtau des Netzes sorgfältig in Spiralwindungen zusammen, ein anderer in der Mitte der Szene hat eine Trage geschultert, an deren Enden je ein großer Fisch (Lates niloticus) hängt. Der Wasserstreifen, der auf den übrigen Wänden von kräftigen schwarzen Zickzacklinien, die auf blauem Grunde stehen, gebildet wird, ist hier durch dünne schwarze Wellenlinien auf gleichem Grunde bezeichnet, in denen die Umrisse der Fische ausgespart sind. Die Fische im Wasserstreifen gehören verschiedenen Arten an, wie sie auch in den gleichen Szenen in anderen Gräbern vorkommen. Die Arten lassen sich teilweise bestimmen und zwar (rechts beginnend):

1. Synodontis Batensoda

2. Tilapia nilotica

3. Mormyrus niloticus

4. Alestes dentex

5. nicht bestimmbar

6. zerstört

7. nur Schwanzflosse erhalten

8. Synodontis Schall.

Über dem 1. und 4. Fisch sind die Maschen des Netzes erkennbar. Links von dem Fischzug war vermutlich die Verarbeitung des Fanges dargestellt; als einziger Überrest ist der Kopf eines aufgeschnittenen Mormyrus (niloticus) erhalten. Besuch der Frauen im Grabe Die Darstellungen des zweiten und dritten Bildstreifens über der Fischerei gehören zusammen. Äußerlich ist die szenische Einheit durch blaugemalte Papyrusbündelsäulen, die die Höhe der beiden Streifen haben, kenntlich gemacht. Die Säule, die die beiden Streifen nach links abschloß, ist nicht mehr vorhanden, von der zweiten ist die untere Hälfte über der Basis erhalten. Zwischen den beiden Säulen waren Frauen in zwei Streifen übereinander dargestellt. Ihr Vorhandensein im oberen Streifen ist durch die Füße, die über der Basislinie erhalten sind, bezeugt. Im unteren Streifen sind drei Frauen fast vollständig erhalten, zwischen der zweiten und dritten ein kleines Mädchen. Drei weitere Frauen lassen sich aus den vorhandenen Resten erschließen. Die Frauen blicken nach rechts, schreiten also vom Eingang, neben dem sich die Darstellungen befinden, in das Innere der Räume. Sie tragen langes Haar, das enganliegende Trägergewand, den Perlenkragen und Arm- und Fußringe mit farbigen Einlagen: grün, rot und blau. Das unbeschädigte Profil der zweiten Frau zeigt eine auffallend zierliche Nase. Der Gegenstand, den sie in der vor dem Körper herabhängenden Hand hielten, ist durch den Riß, der die Figuren schneidet, zerstört. Nach den schlecht erhaltenen Umrissen des Gegenstandes in der Hand der sechsten Frau auf dem Stuckrest links könnte es eine Perlenkette mit einem Schulterschlußstück (Menit) gewesen sein. Den einzelnen Frauenfiguren ist der Name beigeschrieben (von rechts): (1) "Seine geliebte Schwester Anuket", (2) "Seine geliebte Schwester Sat-ten", (3) "Seine geliebte Schwester Heteput", (4) "Seine geliebte Schwester ....".. Der darüberliegende Streifen muß eine ähnliche Gruppe von Frauenfiguren enthalten haben. Die Darstellungen rechts vom Säulenschaft sind sehr beschädigt. Die Fläche ist wagerecht in einen schmalen unteren und einen etwas breiteren oberen Streifen unterteilt. In dem unteren ist das Schlachten eines Rindes dargestellt; in dem oberen drei Männer, die nach rechts schreiten. Der vordere trägt eine Rindskeule, die beiden anderen große Körbe in den vorgestreckten Händen. Die beiden von Papyrussäulen zusammengefaßten Bildstreifen setzen sich auf der Südwand in gleicher Höhe fort. Die geringen Reste, die hier erhalten sind, sind die Ergänzung zu den Darstellungen auf der Ostwand und bieten den Schlüssel zu ihrem Verständnis. Eine sichere Erklärung der Darstellungen, mit denen der Streifen in der Wandecke beginnt, ist infolge der allzu geringen Stuckreste nicht zu geben. Deutlich erkennbar sind die Beine von zwei Männern, die bei einer gemeinsamen Arbeit einander zugekehrt sind. Vielleicht setzt diese Gruppe die Darstellung des Schlachtens fort, die auf der Ostwand unmittelbar anschließt. Nahe dem linken Rande ist der untere Teil eines Säulenschaftes erhalten, und rechts davon in einigem Abstand der Rest einer zweiten Säule. Neben der ersten Säule ist eine Gruppe von drei Figuren erkennbar: der Säule zunächst nach rechts gewandt, eine stehende männliche Gestalt im langen Schurz auf einem Sockel, also wahrscheinlich eine Statue des Fürsten. Zu Füßen der Statue hocken zwei Frauen, die einander zugewandt sind, auf einer Matte am Boden. Von dem untergeschlagenen Fuß ist die Fußsohle sichtbar. Die linke Figur ist annähernd vollständig: die eine Hand liegt ausgestreckt an der Wange; der andere Arm ist vor dem Körper gebeugt, die Hand ist mit dem Stuck weggebrochen. Die beiden hockenden Frauen waren gegengleich dargestellt; auch die Frau rechts trug langes Haar, die eine Hand lag an der Wange, die andere wies mit ausgestrecktem Zeige- und Mitteliinger schräg nach oben. Die Fläche über den Frauen trug eine lange hieratische Inschrift, von der größere Stücke erhalten sind. Das Erhaltene ist jedoch teilweise durch Schwärzung unkenntlich geworden und nur vereinzelt sind Zeichengruppen lesbar. Eine Übersetzung des Textes ist nicht zu geben. Zwischen der Figurengruppe und der rechten Säule ist zwar der Stuckgrund erhalten, seine Oberfläche ist jedoch sehr beschädigt. Hier könnte eine weitere Figur, vielleicht eine zweite Statue angebracht gewesen sein. Was diese Szene darstellt ist klar. Die Säulen und die Statue deuten das Grab an. Auch Opferträger und Schlächter sind zugegen. Es ist also ein Besuch der Frauen im Grabe dargestellt. Die einzelnen Motive: Säulen, Statuen und Sängerinnen kommen in den Gräbern von Beni Hasan mehrmals in der Nähe der Scheintür vor. Das Besondere und Neue der Gestaltung der Szene in diesem Grabe liegt in der Zusammenfassung der Motive zu einer bildlichen Einheit. Wäscher am Fluß In dem unteren Streifen ist die Wäscherei am Flusse dargestellt: Am Ufer sind die gewaschenen Laken zum Trocknen ausgelegt; die Ränder sind mit kleinen Steinen beschwert, damit die Laken nicht vom Winde weggeweht werden. Uber dem Wasserstreifen stehen die Wäscher: In der Mitte der erhaltenen Stuckfläche eine Gruppe von zwei Männern, die ein Laken um einen in den Boden gerammten Pfahl, der nicht erhalten ist, geschlungen haben und es mit Hilfe eines Stabes, der durch das andere Ende gesteckt ist, auswringen. Das Wasser, das aus den Windungen des Lakens tropft, war durch feine Pünktchenreihen wiedergegeben, die am Original noch eben erkennbar sind. Hinter den Wringern liegen zwei Wäschesäcke. Rechts von dieser Gruppe steht ein Wäscher, der über einen Bottich gebeugt ist; anschließend sind die Beine eines zweiten erhalten, der wohl mit der Verrichtung einer ähnlichen Arbeit beschäftigt war. Danach folgt eine breite Lücke und in dieser ist im Abstand von etwa 30 cm ein Stuckfragment erhalten, das zu der Darstellung der Wäscherei gehört: zwei Arme, die ein Wäschestück "schwenken". Rinderherde im Fluß Auf den Stuckresten, die im unteren Streifen auf die Lücke folgen, ist die Darstellung einer Rinderherde, die durch den Fluß getrieben wird, erhalten. Die Herde ist bis auf zwei Rinderköpfe, die durch eine Lücke von 47 cm getrennt sind, zerstört. In dieser Lücke sind etwa fünf Rinderköpfe zu ergänzen. Ein Boot mit zwei Ruderern und einem Kalb führt die Herde an. In der Lücke war vermutlich das im Wasserstreifen lauernde Krokodil dargestellt, das zu dem Motiv der im Flusse watenden Herde gehört. Vogeljagd im Papyrusdickicht jenseits einer Lücke folgen über dem Wasserstreifen weitere Bootsszenen; zunächst ein kleines Schiff, das von zwei Männern gerudert wird. Am Heck sind die Beine des Schiffers erhalten, der das Steuerruder bedient. Über dem Boot befinden sich unlesbare Reste von einer Beischrift. Unmittelbar an das Ruderschiff schließt die Darstellung des Fürsten an, der im Papyrusdickicht vom langgestreckten grün gemalten Nachen aus mit dem Wurfholz Vögel jagt. Das Bild nahm fast die ganze Höhe der Wandfläche über dem Sockel ein. Von der Figur des Fürsten sind nur Teile der weitausschreitenden Beine und die Kleidung erhalten: Über dem kurzen gefältelten Hüftschurz liegt der weite lange Schurz aus leichtem Gewebe, der zwischen den Beinen in einem Zipfel endet. Vor dem Fürsten steht ein Diener, der ihm zugewandt ist. Das einst vorhandene Papyrusdickicht ist bis auf eine gelb gemalte Dolde verloren. In der oberen Wandhälfte sind auf einem Stuckfragment zwei aufflatternde Enten (?) erhalten, deren Farben gänzlich verblichen sind. Fischestechen An das Bild der Vogeljagd schließt auf der südlichen Hälf te der Westwand die Darstellung des Fürsten beim Fischestechen an. Nur der Papyrusnachen mit den weitausschreitenden Füßen Sarenputs, zwischen denen eine Frau hockt, ist erhalten. Die Spirale vor dem vorgesetzten Fuße des Fürsten stellt das Seil dar, an dem dieHarpune befestigt ist.[Anmerkung: Die Zeichnung der in Spiralwindungen zusammengelegten Leine, an deren einem Ende die Harpune befestigt zu denken ist, kommt nur in diesem Grabe vor. Gewöhnlich werden zum Fischstechen Speere benutzt, während die Harpune bei der Nilpferdjagd verwendet wird. Für die Darstellung des Harpunierens von Fischen gibt es aus der 1. Zwischenzeit zwei Beispiele. In diesen Darstellungen läuft das Harpunenseil von einem Wickelholz ab, das der Schütze in der Hand hält.] Kurz vor derFarbenkette, die die Bildfläche gegen die Gangöffnung absetzt. biegt der Wasserstreifen in einer Kurve nach oben um und verbreitert sich, ähnlich wie bei der entsprechenden Abbildung an der Fassade. In einem oberen Stuckstück ist die rotgemalte Schwanzflosse eines harpunierten Fisches erhalten. Besichtigung der Rinderherden In einem oberen Streifen der Südwand, der von der Mitte der Wand bis an das Bild des Vogelfangs heranreicht, war die Besichtigung der Rinderherden durch den Fürsten dargestellt. Von der Figur des Fürsten, die nach links blickte, sind nur die Beine, die Zipfel des langen Schurzes und das untere Ende des Stabes erhalten. Hinter ihm steht eine männliche Figur, vermutlich sein ältester Sohn; hinter diesem eine weibliche Figur, deren grobes Profil sich deutlich von den ebenmäßigen Zügen der Frauen von der Ostwand unterscheidet. Über der Frau ist ein Inschriftrest erhalten: "Seine Mutter Sets... (?)"; der Name der Frau kehrt im Grabe nirgends wieder. Die sehr fragmentarischeri Überreste der Herden lassen nur noch zwei Stiere erkennen, die sich angriffsbereit gegenüberstehen. Der linke Stier ist weiß, der rechte rot gemalt. Ein Hirt bemüht sich den roten vom Kampf zurückzuhalten. Die Darstellung muß der Fassung desselben Themas in den Reliefbildern auf der Fassade geglichen haben. DE MORGAN erwähnt in seiner Beschreibung dieser Szenen eine Kuh, die ein Kalb säugt, von der aber nichts mehr erhalten ist.

DIE DARSTELLUNGEN AUF DEN PFEILERFLÄCHEN
Die Pfeiler der Empfangshalle sind mit den Zahlen I bis IV benannt, wobei I und II das vordere, III und IV das hintere Pfeilerpaar bezeichnet. Die Vorder- (a) und die Durchgangsseiten (b) sind von den Pfeilerrückseiten (c und d) sowohl durch die dekorative Einfassung der Bildflächen als auch durch die Art der Darstellungen, die auf ihnen angebracht sind, unterschieden; die beiden ersten (a und b) tragen - mit Ausnahme von Ib - die repräsentativen, die letzteren (c und d und Ib) die schildernden Darstellungen. Die repräsentativen Darstellungen zeigen den Fürsten entweder allein (Ia, IIa und IIb) oder im Verkehr mit einer Gottheit (IIIa und b, IV a und b) und nehmen die gesamte Bildfläche ein, die schildernden Szenen : Weberei, Brauerei, Bäckerei und andere, sind kleinfigurig und in mehreren Streifen übereinander auf den schmalen Flächen angebracht. Die dekorative Ausschmückung der Pfeiler erfolgt durch den Sockelstreifen, die Einfassung des Bildfeldes durch Farbenketten oder durch schwarze Linien.

DIE VORDER- UND DURCHGANGSSEITEN
Die Vorderseiten des ersten Pfeilerpaars, Ia und 11 a, tragen zwei große Figuren des Fürsten, die den Mittelgang flankieren; auf der linken (I a) ist Sarenput mit dem doppelten Schurz bekleidet (ohne Stab und Zepter) dargestellt. Erhalten sind nur die Füße und Teile des Schurzes; vor der Figur sind Abschnitte von einer senkrechten Inschriftzeile, farbig ausgeführte Hieroglyphen, die von zwei kräftigen schwarzen Linien eingefaßt sind, erkennbar. Die lesbaren Zeichengruppen lauten: "....... sein Haus, den der König zum Herrschen eingesetzt hat auf den Platz seines Vaters. Er hat gemacht ...... " Das Ende der Inschrift war vermutlich in einer oder in mehreren wagerechten Kolumnen über dem Haupte des Fürsten angelegt. Auf der Vorderseite des rechten Pfeilers (II a) ist Sarenput mit dem kurzen weißen und dem langen Schurz aus feinem Gewebe bekleidet, mit Stab und Zepter in den Händen dargestellt. Über der herabhängenden Hand, die das Zepter hält, ist ein Armband mit farbigen Einlagen erkennbar. Die Pfeilerfläche Ib ist in Streifen aufgeteilt, die Darstellungen von Rindern, die von Hirten geführt oder getränkt werden, sind zu den schildernden Szenen zu rechnen, wie sie sich auf den Pfeilerrückseiten befinden. Erhalten sind geringe Stuckreste, aus denen drei übereinanderliegende Streifen zu erschließen sind; in dem unteren ist ein Hirt, der zwei hintereinandergestaffelte Stiere in der Richtung zur Kultnische führt. Der vordere Stier ist rot, der hintere weiß gemalt. Die Darstellungen des mittleren und oberen Streifens sind nicht mehr mit Sicherheit zu bestimmen; die Reste des oberen lassen auf einen hockenden Hirten, der ein Rind aus einem auf dem Boden stehenden Gefäß tränkt, schließen, ein Motiv, das auch in den Reliefs auf der Fassade vorkommt. Die Pfeilerfläche Ilb trägt eine große Figur des Fürsten, der den nach vorn gebeugten Körper auf den vorgesetzten Stab stützt; der Blick ist nach dem Innern der Anlage gerichtet. Die Fläche ist sehr beschädigt, und das Motiv läßt sich nur aus der Stellung der Beine und aus vereinzelten anderen Resten bestimmen. Die Pfeilerseiten IIIa und b und IVa und b lassen Malereien erkennen, die den stehenden Fürsten vor einer stehenden Gottheit darstellten. Pfeilerfläche IIIa zeigt den Fürsten vor einer weiblichen Gottheit, die in der herabhängenden Rechten ein blaues Lebenszeichen hält; auf der linken Hälfte der Pfeilerfläche sind größere Stuckreste erhalten mit einem Teil des Gewandes der Gottheit, das aus roten, grünen und blauen Schuppen oder Federn besteht. Unterhalb der Knie sind Spuren von blaugemalten Schwingenfedern sichtbar. [Anmerkung: Ein gleiches Federkleid trägt die in Töd residierende Göttin Tanent, die Gemahlin des Gottes Month, auf einem Reliefbild der 11. Dynastie aus dem Tempel von Tôd. Die Schwingen sind hier über den Knien gekreuzt.] Die wagerechte Linie auf dem kleinen Stuckrest darunter gibt den unteren Saum des Kleides an; darunter sind Teile der gelbgemalten Füße erhalten. Die Göttin steht erhöht auf der oberen Stufe eines weißgemalten Sockels; vor ihr auf der unteren Stufe befindet sich der Fürst, von dem - außer einigen Fragmenten des herabhängenden linken Arms - nichts erhalten ist. Die Pfeilerfläche IVa ist wesentlich besser erhalten und vermag daher ein Bild von diesen für ein Fürstengrab des Mittleren Reiches einzigartigen Darstellungen zu vermitteln. Die Malereien der linken Bildhälfte zeigen Sarenput, die der rechten den Gott Chnum. Der Gott steht erhöht auf einem gleichen Sockel wie die Göttin (Pfeiler IIIa); in der vorgestreckten Rechten hält er ein Götterzepter, das grün gemalt ist, in der herabhängenden Linken ein blaues Lebenszeichen. Der Kopf, der Körper, die Glieder und der Schwanz des Gottes sind braun, die Haarmasse und die Hörner blau. Die Gürtung des Schurzes hat farbige Einlagen: Rot, Grün und Blau. Über den Schurz fällt ein schmales, sich nach unten nur wenig verbreiterndes Gehänge herab, das unten mit einer Reihe Tropfenperlen abschließt. Nach den vorhandenen Farbspuren war dieses Gehänge wagerecht blau-rot-grün-blau-rotgrün-blau-rot gestreift. Die Innenzeichnung der Streifen, die vermutlich Perlenreihen darstellte, ist nicht mehr zu erkennen. Über dem Kopf des Gottes befindet sich ein Stuckrest mit dem letzten Zeichen einer Inschrift, der Hieroglyphe k zwischen zwei senkrechten schwarzen Linien, vermutlich das Determinativ des Namens Sarenput. Die Figur des Fürsten, deren obere Hälfte zerstört ist, ist mit anbetend erhobenen Armen zu ergänzen, seine Kleidung besteht in dem eng anliegenden Festschurz. Auf den Pfeilerflächen, IIIb und IVb, die dem Mitteigang zugewandt sind, lassen sich mit Hilfe der kleinen, sehr vereinzelt erhaltenen Malereifragmente ähnliche Darstellungen nachweisen wie sie die Vorderseiten dieser Pfeiler tragen, die Reste sind jedoch zu gering, als daß aus einer zeichnerischen Wiedergabe ein Gesamtbild oder neue Einzelheiten gewonnen werden könnten. Auf der Fläche IVb ist ein rot-weiß gestreifter Schurz und Reste eines braun gemalten Stabes oder Zepters erhalten, die vermutlich zu der Figur der Gottheit gehörten. Daraus würde sich für die Komposition ergeben, daß hier links die Gottheit und rechts der Fürst dargestellt war. Von den vier Gottheiten ist Chnum allein gesichert. Die weibliche Gottheit von IIIa könnte als Satis, Herrin von Elephantine oder als Kataraktengöttin Anukis benannt werden. Da Sarenput Priester des Chnum und der Satis war, ist es wahrscheinlich, daß diese beiden Götter einander gegenüber auf den Vorderseiten der Pfeiler III und IV angebracht waren. Das Schuppenkleid bietet keinen Anhalt, die Göttin zu benennen. Anukis war vermutlich auf lIlb dargestellt, da aus dem auf IVb erhaltenen bunten Männerschurz eine männliche Gottheit für diese Fläche erwiesen ist. Welcher von den Göttern als vierter zu der Triade des Kataraktengebiets Chnum-Satis-Anukis hinzukam, ist schwer zu entscheiden. War es ein Totengott? Da die Form des erhaltenen Schurzes ein Bild der Osiris ausschließt, könnte Anubis dargestellt gewesen sein.

DIE RÜCKSEITEN DER PFEILER
Auf den Rückseiten des ersten Pfeilerpaars (Ic und Ilc) ist das Gefolge in Ergebenheitshaltung dargestellt als Ergänzung zu dem Bilde des Fürsten auf den Vorderseiten Ia und IIa). Auf der Fläche Ic sind größere Stuckreste mit den Darstellungen von zwei Reihen nach rechts schreitender Männer erhalten; ihre Kleidung besteht in dem langen Schurz. Die Männer der oberen Reihe tragen Pfeile und den Bogen in der herabhängenden Rechten, die der unteren Reihe sind unbewaffnet. Jeder Figur war ein Name beigeschrieben; vollständig erhalten ist dieser nur vor der vierten und fünften: (4.) "Anuketuser" (5.) "Sebekhotep". Von den gleichen Darstellungen auf dem Nachbarpfeller (Ilc) sind geringe Reste erhalten, die erkennen lassen, daß über dem Sockel zunächst ein schmaler Streifen lag, dessen Malereien völlig verwischt sind; die Malereien des darüberliegenden zweiten und dritten stimmen mit den unter I c beschriebenen Darstellungen überein. In geringem Abstand befinden sich darüber zwei kleine Stuckreste von einer vierten Reihe, in der gleichfalls schreitende Männer dargestellt waren. Backen und Brauen Auf der Pfeilerfläche Id befinden sich Reste von drei Streifen, in den beiden unteren ist die Arbeit der Brauer, in dem oberen sind Frauen beim Backen dargestellt. Die Figuren sind bei der Arbeit nach rechts gewandt. Die Arbeit der Brauer spielt sich hier in zwei Phasen ab: dem Durchseihen der Maische durch ein Sieb, das über der Öffnung eines Bottichs liegt, und dem Einfüllen des Biers aus den großen Bottichen in Bierkrüge. In den beiden Streifen sind je zwei Männer mit dieser Arbeit beschäftigt; ferner ist rechts je ein Gestell mit verschlossenen gefüllten Krügen dargestellt. Das Backen von Spitzbroten, das über der Brauerei dargestellt ist, wird von Frauen besorgt. Die wenigen Reste lassen drei Phasen der Backarbeit erkennen (von links):

1. Der Teig wird in senkrecht aufgestellte, konusförmige Tongefäße gefüllt;

2. eine Frau schürt das Feuer im Backofen,

3. eine andere mahlt Korn.

Die Darstellungen der Pfeilerfläche lIc sind unter Ic beschrieben.

Spinnen und Weben

Die Stuckreste der Pfeilerfläche IId lassen zwei Streifen erkennen; in dem oberen sind Spinnerinnen, in dem unteren Frauen am Webstuhl dargestellt. Die Malereien sind verwischt und die Stuckfläche ist teilweise geschwärzt, so daß viele Einzelheiten des Bildes nicht deutlich erkennbar sind. In der oberen Reihe, links, hockt eine Frau mit untergeschlagenem Bein auf dem Boden; mit der rechten Hand dreht sie auf ihrem Oberschenkel den Faden, von dem ein kleines Stück unter der rechten Hand erhalten ist. Von dem Knie fällt das Spinngut herab, aus dem der Faden gezupft wird. Nach einer ähnlichen Fassung des gleichen Themas in einem Grabe in Theben lag der gedrehte Faden zu einem Knäul gewickelt hinter der Frau am Boden. Die Farbreste von Ocker, die sich vor der Frau befinden, stellten wahrscheinlich einen Korb zur Aufbewahrung des Spinngutes dar. In der Mitte dieses Streifens und rechts ist je eine Spinnerin dargestellt, die nur mit einem kurzen Schurz bekleidet ist. Die Figur in der Mitte steht auf einem Bein, das andere ist durch leichte Beugung des Knies angehoben. Der linke Arm der Spinnerin, von dem nur der Ellenbogen erhalten ist, war nach vorn gestreckt. In der Hand lagen zwei Fäden, die von den beiden Tonschalen ausgehen, die hinter der Spinnerin stehen; der eine wird durch die wirtelbesetzte Spindel, die vor den Beinen der Frau schwebt, gesponnen. Die rechte Hand liegt auf dem angehobenen Oberschenkel, und setzt die zweite Spindel in 'kreisende Bewegung. Von der zweiten Spinnerin sind nur die Beine und ein Stück von dem Schurz erhalten, hinter ihr stehen die beiden Tonschalen am Boden, denen die Fäden entnommen werden. Die beiden Frauen in der unteren Reihe sind am Webstuhl beschäftigt. Der Webstuhl ist waagerecht über dem Boden ausgespannt; der Vorder- und der Hinterbaum ist an Pflöcken befestigt, die in den Boden getrieben sind. Über die beiden Bäume sind die Kettenfäden gespannt. Der Festschlager, der von den beiden Frauen gleichzeitig bedient wird, hat ein gebogenes unteres Ende. Vor dem Festschlager tritt der Schußfaden aus dem Gewebe heraus und mündet in eine halbkugelige Tonschale, in die er während des Festschlagens abgelegt wird. Neben der Tonschale steht ein Korb mit Spitzbroten und ein Krug Bier. Rechts von dem Festschlager sind zwei Stäbe, Schlingen- und Trennstab in den Kettenfäden sichtbar. Unter der Endigung des Schlingenstabes befindet sich ein Farbrest von Ocker. Hinter dem Kopf der Frau ist die untere Kante der Kettenfäden nach außen gezogen. Mehr ist bei dem schlechten Erhaltungszustand nicht festzustellen. Die Arme und das Gesicht der Frau am oberen Teil des Webstuhls sind unkenntlich. Fest Auf der Pfeilerfläche IlIc sind Reste von vier Streifen erhalten. In dem unteren ist ein auf dem Rücken liegendes geschlachtetes Rind dargestellt, das von zwei Schlächtern ausgenommen wird. Die Farbe des Rindes ist weiß, der aufgeschnittene Bauch braunrot gemalt. Die beiden Schlächter sind im Verhältnis zu der Größe des Rindes sehr klein. Die Stuckreste des zweiten Streifens lassen eine Reihe hockender Frauen erkennen. Sie tragen das weiße Trägergewand, einen Perlenkragen und Armbänder. Das über die Schulter herabfallende lange Haar ist nicht, wie gewöhnlich, schwarz gemalt, sondern auf die weiß gelassene Fläche ist ein Netzmuster gezeichnet; deutlich erkennbar ist dieses Muster an der zweiten Frau von rechts. Im Rücken der dritten und vierten ist ein langes Gehänge sichtbar, das im Nacken, vermutlich am Halskragen befestigt ist. Es besteht aus zwei Schnüren, auf die einzelne große, runde Perlen aufgereiht sind, den unteren Abschluß bildet ein länglicher schmaler Streifen. Gerade diese Reihe ist so unglücklich zerstört, daß über die Haltung der Frauen nichts gewisses ausgesagt werden kann. Die drei Frauen links sind nach dem Verhältnis ihrer Körpergröße zur Höhe des Bildstreifens hockend zu ergänzen. Von der vierten ganz rechts, die etwas kleiner ist als die übrigen, ist ein Bein erhalten, dessen Fuß auf dem Boden steht und dessen Knie ein wenig nach vorn geneigt ist. Die Haltung dieser Frau könnte eine sitzende sein und die von der Wade zur Standlinie verlaufende Linie könnte der Überrest eines Sitzes sein. Die Oberkörper der Frauen sind leicht nach vorn über geneigt; ihre Arme sind gebeugt vorgestreckt, was die Hände hielten, ist nirgends erhalten. In dem dritten Streifen sind Fragmente von drei nachlinksschreitenden Männern mit kurz geschorenem Haar, einem Perlenkragen und dem langen weißen Schurz erhalten. An dem Perlenkragen ist im Nacken ein gleiches bis zu den Hüften reichendes Gehänge befestigt, wie es die Frauen in dem darunterliegenden Streifen tragen. In den vorgestreckten Händen halten die Männer Handklappern, die ockerfarben gemalt sind und durch die angegebene Maserung als aus Holz bestehend gekennzeichnet sind. In der vierten Reihe befinden sich Überreste von drei Männern, die nach links schreiten. Sie tragen den Perlenkragen und den langen weißen Schurz. Über die Armhaltung läßt sich nur soviel sagen, daß der linke Arm gen Boden gestreckt ist. Der ganz rechts erhaltene einzelne Fuß ist kleiner als die beiden folgenden Füße; er gehörte also zu der Figur eines Knaben. Nirgends sind Beischriften erhalten. Die Darstellungen der vier Streifen sind vermutlich zu einer Szene zusammenzufassen. Das Motiv der Männer mit den Handklappern legt die Deutung der Darstellungen auf ein Fest nahe, wie es aus den Gräbern von Meir und Bersche und aus dem Grabe Antefokers in Theben bekannt ist. Ringergruppen Auf Pfeilerseite IIId sind unbedeutende Reste von zwei Streifen mit Ringergruppen erhalten. Die Oberfläche des Stucks ist geschwärzt und beschädigt. und läßt Einzelheiten kaum erkennen. Gartenbau Die Malereien der Pfeilerfläche IVc sind so fragmentarisch, daß von den vier erkennbaren Streifen nur für die Darstellungen der beiden unteren eine Beschreibung gegeben werden kann. In der unteren Reihe befindet sich die Darstellung der Feldbewässerung. Das von kleinen Kanälen durchzogene Feld ist als liegendes Rechteck gezeichnet, das in Quadrate aufgeteilt ist. Über dem Rechteck stehen zwei Männer, von denen der eine, links, zwei Wassergefäße mit der Schultertrage herbeibringt; der andere ist dabei, die Trage abzusetzen und die Gefäße zu entleeren. Die im zweiten Streifen gegebenen Szenen sind teilweise verwischt. Links ist ein Mann erkennbar, der ineinander gesetzte Körbe trägt; rechts von diesem hockt ein Mann am Boden, der nach einer ähnlichen Darstellung in Beni Hasan vielleicht Zwiebeln erntet. Weiter rechts heben sich die verwischten Umrisse eines anderen vom hellen Grunde ab, der vermutlich auch am Boden hockt. Die über diesem verbleibende Fläche füllen kuglige Gefäße und Brote. Der dritte Streifen war zu zwei Dritteln über der Bodenlinie gleichmäßig bemalt. Die Farbe, vielleicht Grün, ist verblichen und läßt sich nur an der vom hellen Grunde verschiedenen Tönung erkennen. Ganz links ist ein nach vorn geneigtes Bein von einer weit ausschreitenden Figur erhalten. Von den Darstellungen des vierten Streifens ist nur ein Gebilde übrig geblieben, das aus senkrechten und wagerechten rot gemalten Leisten (?) zusammengefügt ist. Arbeiten im Kornspeicher Die Malereien der Pfeilerfläche IV d sind in vier Streifen angeordnet und stellen die Arbeiten im Kornspeicher dar; sie gehören zu den besterhaltenen dieses Grabes. In dem unteren Streifen ist rechts ein Arbeiter dargestellt, der mit einem Scheffelmaß Getreidekörner scheffelt; er schüttet die Körner von dem größeren auf den kleineren Haufen, wo die Anzahl der Scheffel von dem hinter ihm stehenden Aufseher gezählt und von den beiden Schreibern auf einer Tafel notiert wird. Die ockerfarbene Fläche der Getreidehaufen ist mit eingezeichneten kleinen Körnern ausgefüllt. Über dem größeren Haufen, rechts, befindet sich eine verblaßte unlesbare Beischrift. Der zerstörte linke Arm des Aufsehers ist vor dem Körper gebeugt zu ergänzen. Die beiden Schreiber sitzen schreibend am Boden; der eine hockt im Schneidersitz und hat die Schreibtafel auf den Oberschenkel aufgelegt, der andere hält sie vor sich. Vor jedem Schreiber steht ein Kasten, auf den die Palette mit den Farbnäpfen und das Wassergefäß zum Anfeuchten der Binse abgelegt sind. Eine zweite Schreibbinse - vermutlich für rote Tinte - liegt hinter dem Ohr. Vor jeder Figur der beiden Kornschreiber war der Name aufgezeichnet, nur einer, vor der Figur rechts, ist erhalten: "Der Schreiber Chemnensen" In dem darüberliegenden Streifen ist rechts die gleiche Szene des Umscheffelns von Korn dargestellt. Auch die Beischrift zu dem Kornhaufen rechts ist unlesbar. Am linken Rande dieses Streifens ist eine hölzerne, braunrot gemalte Tür angegeben, vor der ein Aufseher am Boden hockt, der das Zählen der Scheffel mit der vorgestreckten Linken begleitet. Die dritte Reihe nehmen drei kuppelförmige Speicher ein; die Einschüttlöcher sind durch die eingeschobenen Klappen verschlossen. Über den Kuppeln befindet sich eine Beischrift: "Aufstellung des Speicherinhalts.........Emmer für den Ka des ehrwürdigen Grafen Sarenput". In dem Vierten Streifen sind sechs kuppelförmige Speicher, die durch Papyrusbündelsäulen getrennt sind, dargestellt. Nach einem kleinen Zeichenrest, der über der Kuppel ganz links erhalten ist, muß man annehmen, daß über jedem Speicher die enthaltene Getreidesorte angegeben war. Die Farbe der Säulen ist braunrot. Die vertikalen Einziehungen der Säulen sind durch schmale, weiß ausgesparte Streifen gekennzeichnet; weiß sind auch die Säulenbasen. Die Einschnitte zwischen den Kuppeln der oberen Speicherreihe sind braunrot ausgemalt - vermutlich zur Wiedergabe der den Speicherbezirk umgebenden Mauer. Der Architrav schließt die Reihe nach oben ab.

DIE ARCHITRAVE
Auf den Vorder- und Rückseiten der Architrave war je eine breite Inschriftzeile angebracht; die Schriftzeichen sind bis auf ganz geringe Zeichenreste vergangen. Auf der Rückseite des westlichen Gebälks sah noch DE MORGAN, eine Inschrift, die in der Mitte begann und von hier nach rechts und links verlief; sie lautete: "Der Fürst, Siegler des Königs von Unterägypten, Einziger Freund, Vorsteher der Priester des Chnum, des Herrn des Kataraktengebiets, Sarenput, geboren von Sat-teni". Auf der Vorderseite dieses Architravs, dicht unter der Decke ist ein schmaler schwarzer, wagerecht verlaufender Streifen erhalten, der eine Reihe kleiner weißer Sterne trägt: es ist ein Überrest des Zeichens "Himmel", das hier einst den Namen und die Königstitulatur Sesostris' des I. überspannte. Von der ursprünglichen Bemalung der Decke ist nichts erhalten.

DIE DARSTELLUNGEN IM GANG
Wie die Wandflächen der Empfangshalle so trugen auch die Wände des schmalen Ganges Malereien über dem schwarzen Sockel mit dem vierfarbigen weiß-gelb-rot-schwarzen Abschlußband. Nur ganz geringe Reste sind erhalten: Am östlichen Ende der Nordwand war der Fürst auf löwenbeinigem Stuhle sitzend, nach Westen, nach der Kultnische hin blickend dargestellt. Erhalten ist nur der Stuhl, die Beine des Fürsten und Teile des Schurzes. Eine Farbenkette setzte das Bildfeld gegen das östliche Ende der Wand ab. Auf der Südwand des Ganges, dem Bilde des Fürsten gegenüber, sind Beine von Männern erhalten die nach Westen, nach der Kultnische hin schreiten und vermutlich Opfergaben in den Händen trugen.

DIE INSCHRIFT DER KULTNISCHE
Auf den Wänden der Kultkammer fehlen jegliche Stuckreste, und es ist daher fraglich, ob auf den dunklen, von keinem Lichtstrahl getroffenen Wänden jemals Malereien zur Ausführung gekommen sind. Nur für das Gewände der Kultnische dürfen mit Sicherheit Malereien angenommen werden, obwohl auch hier nicht die geringsten Reste erhalten sind. Auf den schmalen Flächen, die als Sturzbalken und Pfosten die Offnung der Nische einfassen, ist ein umlaufendes Schriftband eingetieft; die Inschrift, die die Opferlormel wiedergibt, beginnt in der Mitte des Sturzes und verläuft von hier nach links und nach rechts und endet auf den beiden Pfosten. Der Text lautet (nach links): "Gnädig sei der König und gebe, und Osiris, der Herr von Busiris, der große Gott, der Herrscher der Westlichen, der Herr von Abydos, an allen seinen Orten gebe er Totenopfer für den Ka des ehrwürdigen Fürsten Sarenput". (Nach rechts): "Gnädig sei der König und gebe und Anubis, der Herr der Gotteshalle, der Herr von Sepa, der auf seinem Berge ist, der Herr des Ta-djeser, an allen seinen Orten gebe er Totenopfer für den Ka des ehrwürdigen Sarenput".


Ergänzung zur biographischen Inschrift:

Die zwei Versionen der biographischen Inschrift des Gaufürsten Sarenput I. in Qubbet al-Hawa sind als ähnlich bekannt. Jedoch offenbart eine vergleichende Studie dieser doppelten Version einige bemerkenswerte Unterschiede: die Ersetzung der Lücken zeigt, dass bestimmte Teile des Textes, zumindest in der Einführung, nicht identisch sein können, und dass die graphischen und semantischen Unterschiede genug überall in den zwei zeitgenössischen Versionen gekennzeichnet werden.
Diese Analyse erlaubt, wichtige Etappen für die Realisierung dieses Typs des Textes zu erkennen und eine Reihe von Fragen zu stellen: die Existenz von einem oder mehr "Autoren", die einleitende{vorbereitende} Anwesenheit einer oder zweier Versionen in hieratisch auf der leicht vergänglichen Stütze? und der Realisierung durch einen oder zwei Schreibern der Endversionen. Letzt offenbaren Vorschläge für Füllungen der Lücken in der Einführung der Version innerhalb der Grabstätte, dass diese zwei Lebensbeschreibungen, selbst wenn sie in vielen Punkten ähnlich sind, so sind sie hinsichtlich ihrer Strukturen und ihrer Schriften nicht völlig gleich.

Quelle:
Nathalie Favry
La double version de la biographie de Sarenpout Ier à Qoubbet al-Haoua.
in:
Bulletin de l'Institut français d'archéologie orientale (BIFAO 103)
tome 10, IF 913, 2003

Zusammenstellung der im Grab aufgeführten Titel Sarenput I. und der benannten Gottheiten:

weltliche Titel:
Erbfürst und Graf
Siegler des Königs von Unterägypten
Einziger Freund
Geheimrat des Königs
im Heere Größter
Vorsteher der Schiffe im Königshaus
An der Spitze von Oberägypten
Vorsteher aller Fremdländer
Oberster Gebieter des Nubierlandes
Gebieter über die Ortschaften im Bogenland
Vorsteher der Dolmetscher
Der die Siegel führt in allen Angelegenheiten von Kusch (?) bei der königlichen Haremsfrau Dem berichtet werden die Abgaben von Medja als Abgaben der Fürsten der Fremdländer.

Priestertitel:
Cherheb (Totenpriester)
Oberster der Totenpriester
Vorsteher der Priester der Satis
Vorsteher der Priester des Chnum
Vorsteher der Gottespriester
Mund von Nechen im Tempel der Satis Nechbi im Reichsheiligtum von Buto
Oberster der Geheimräte der Gottesworte.

Die in der Grabanlage genannten Gottheiten:
Gottheiten des Kataraktengebietes:
Chnum, der Herr von Bige Satis,
die Herrin von Elephantine Anukis
Memphitische Götter:
Ptah, Südlich seiner Mauer
Sokaris, der Herr von Schetit (Rosetau)
Totengötter:
Osiris, Herr von Busiris, der große Gott, der Herrscher der Westlichen, der Herr von Abydos
Anubis der Herr der Gotteshalle, der Herr von Sepa, der auf seinem Berge ist, der Herr des Ta-djeser
Hapi
Imseti
Duamutef

Andere Gottheiten:
Selkis
Tefnut
Thot.

Quellen:
LÄ 5, Sp.55ff.

Hans Wolfgang Müller, Die Felsengräber der Fürsten von Elephantine aus der Zeit des Mittleren Reiches, Glückstadt 1940
de Morgan, Catalogue des Monuments et inscriptions de L'Egypte Antique, Wien 1894, S. 179 ff.
Favry, Nathalie: La double version de la biographie de Sarenpout Ier à Qoubbet al-Haoua.
in: Bulletin de l'Institut français d'archéologie orientale (BIFAO 103) tome 10, IF 913, 2003


weiterführende Literatur: