Zuordnung: |
Sobek-hotep; Sbk-htp
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Titulatur: | Inspektor des Palastes des großen Königs in Memphis | ||
Zeit: | |||
Epoche: | Altes Reich | ||
Mumie: | 98 | ||
Ausgrabung / Dokumentation: | u.a. Edel / Rösing | ||
Grababmessungen: | Kultkammer ca. 15 m², 3 Pfeiler |
Bestattung und Skelett des Grabbesitzers konnte identifiziert werden.
Insgesamt wurden im Grab 98 Skelettindividuen registriert, neben dem Grabbesitzer 13 Bestattungen des AR, in denen Angehörige des Grabbesitzers vermutet werden.
In der Familie des Grabherren fand sich bei den Untersuchungen durch Rösing extrem häufig das Tuberculum praecondylare. Die und fünf der sechs familientypischen Merkmale sind besonders beim Grabbesitzer und vermutlichen Familiengründer Sobek-Hotep vorhanden. “Nach dem Merkmalskombinat muss eine große Mehrheit der Skelette im Grab 89 als genetisch verwandt angesehen werden, dies schließt die bisher als sekundär aufgefaßten Schachtfüllungsbestattungen ein. Bei dem Verfolgen des Merkmalskombinats in der übrigen Bevölkerung finden sich einige mögliche Verwandte; ohne weitere Prüfmöglichkeiten bleibt dies jedoch Hypothese.” (Rösing, S. 220)
1 relativ gut ausgestattete Kultkammerbestattung
38 Skelettindividuen in Schachtfüllung, Stollen, Korridor zur Sargkammer
45 Skelettindividuen als arme Bestattungen in der Kultkammer
Analysen lassen eine zeitliche Einordnung der Skelettindividuen zu, wobei sie sich wie folgt verteilen:
14 in das Alte Reich (dies wären also der Grabbesitzer und die 13 Angehörigen des Familienverbandes)
38 in das Mittlere Reiches (wobei dies fraglich ist, möglicherweise sind auch diese ins AR oder die 1.ZZ zu datieren, siehe Anmerkung)
46 in die Spätzeit
Zu den Bestattungen alle Angaben nach F.W.Rösing, Qubbet el Hawa und Elephantine - Zur Bevölkerungsgeschichte von Ägypten
:
Die im Grab aufgefundenen Bestattungen wurden durch den Rösing untersucht und ausgewertet.. Dabei wurden Geschlecht, Todesalter festgestellt und spezielle antropologische Untersuchungen zur Klärung von Familienstrukturen vorgenommen.
Zunächst die Übersicht
Altes Reich, Sargkammerbestattungen, männlich
89/23/ISK 33-42 Jahre Verwandter
89/190/IISK 42-51 Jahre Grabbesitzer Sbk-Htp
89/199/IIISKA 57-66 Jahre Verwandter
89/233/IIISKB 52-61 Jahre Verwandter
89/222/IIISKD 23-31 Jahre Verwandter
89/237/IIISKE 20-22 Jahre Verwandter
89/241/IIISKE 37-46 Jahre Verwandter
Altes Reich, Sargkammerbestattungen, weiblich
89/200/IIISKA 47-56 Jahre Verwandte
89/201/IIISKA 42-51 Jahre Verwandte
89/202/IIISKA 52-61 Jahre Verwandte
89/203/IIISKA 27-36 Jahre Verwandte
89/204/IIISKA 47-56 Jahre Verwandte
89/205/IIISKA 57-66 Jahre Verwandte
89/217/IIISKG 27-36 Jahre Verwandte
Mittleres Reich (???), Schachtfüllungbestattungen
IISF 5 x männlich, 6 x weiblich, 7 x Nichterwachsene
IIISF 7 x männlich, 8 x weiblich, 5 x Nichterwachsene
Spätzeit, Kultkammerbestattungen
19 x männlich, 16 x weiblich, 11 x Nichterwachsene
(davon eine männliche reiche KK-Bestattung)
Anmerkung zur Datierung: |
Die Sargkammerbestattungen in I, II und III lassen sich ärchäologisch klar einordnen. Die Bestattungen in IISF und IIISF wurden durch C14-Analysen datiert. Ergebnisse der C14-Analysen (nach Rösing): untersuchte Objekte aus 89/II+IIISF: 38 Probenalter: 3450 +/- 100 Jahre kalibriertes Alter (nach Suess 1979): 1926-1774 n.Chr. |
Die Untersuchungen der sterblichen Überreste ergaben, dass sich die der Schachtfüllung nicht wesentlich von den Sargkammerbestattungen unterscheiden. Familientypische Merkmale gleichen sich und besonders das höchst gewichtige Merkmal Tuberculum praecondylare tritt dort ebenfalls gehäuft auf, was nahelegt, die Schachtfüllungsbestattungen wären ebenfalls zum Familienverband zuzurechnen. Zeitlich sicher nach den Sargkammerbestattungen und wahrscheinlich auch mit weniger finanziellen Möglichkeiten einer besseren Bestattung, möglicherweise aus einer Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs des Familienverbandes. Bei der Datierung der Bestattungen in den Schachtfüllungen musste auf die C14-Methode zurückgegriffen werden, die als problematisch hinsichtlich der Genauigkeit angesehen werden muss. Nach den Resultaten der Analyse ergibt sich eine Datierung in das Mittlere Reich, was aber unwahrscheinlich erscheint, sollten die Bestatteten tatsächlich zu dem Familienverband gehören. Immerhin lägen über 160 Jahre, also etwa 6 Generationen, zwischen beiden Bestattungsgruppen, der Zeitpunkt der Hauptbestattungen in den Sargkammern ist ägyptologisch gut gesichert. |
Zu den Einzelergebnissen der Skelettuntersuchungen:
89/190/IISK
Bei der Einzelbestattung der Sargkammer in Schacht II des Grabes an exponierter Stelle handelt es sich um den Grabbesitzer und vermutlichen Familiengründer SBK-htp. Zum Zeitpunkt seines Todes war er etwa 42-51 Jahre alt.
Er litt an einer Parietaldepression, in der Rösing eine genetisch determinierte, altersunabhängige Erscheinung vermutet. Diese tritt außerdem an weiteren vermutlichen Familienmitgliedern (89/202/IIISK; 89/192/IIISF-6; 89/KK-27).
Träger des Merkmals des Tuberculum praecondylare, dass er vermutlich an seine Nachkommen weitergab (nachweisbar bei 89/23/ISK, männlich; 89/24/IISF-1, weiblich; 89/24/IISF-3, weiblich; 89/24/IISF-4, männlich; 89/24/IISF-5, weiblich; 89/24/IISF-6, weiblich; 89/24/IISF-13, männlich; 89/24/IISF-16, weiblich; 89/190/IISK, männlich; 89/192/IIISF-5, weiblich; 89/192/SF-7, männlich; 89/200/IIISKA, weiblich; 89/205/IIISKA, weiblich; 89/217/IIISKG, weiblich
Der vermutlich Gründer des Familienclans: Sobek-Hotep |
89/199/IIISK
männlich, Sterbealter 57-66 Jahre, AR
verheilte Fraktur der Nase,
Oberarm, Bruch links proximal, verheilt mit Exostosen
mehrfache Beinfraktur verheilt (Fraktur Tibia + 3 Frakturen Fibula links
stark reduziertes Gebiß
(Anmerkung Rösing: “Adel schützte auch damals keineswegs vor Leiden.” [S.87])
Fraktur der Nase, verheilt | 3 Frakturen Fibula links, verheilt |
89/201/IIISKA
weiblich, Sterbealter 42-51 Jahre, AR, vermutliche Verwandte des Grabbesitzers
Osteoporose
Nach Rösing ein außerordentlicher Extremfall. Stark ausgeprägt am gesamten Skelett, bevorzugt Schädel und über Spongiosa. Die Porosität führte hier am Schädel zu ausgedehnten Zerstörungen, dabei sind mindestens drei runde Zonen einer produktiven Reaktion erkennbar (Stirn links unten, Gaumen, Parietale rechts). Röntgenaufnahmen zeigen hier keine flockige Struktur, sondern einen eher homogenen Substanzverlust. (Diesem rätselhaften Bild soll durch Rösing/Schulz eine eigene Abhandlung gewidmet werden.
Generalisierte Osteoporose | Detail, rechts oben Kallusbildung |
Kreuzbein | Kallusbildung am Gaumen |
89/204/IIISKA
weiblich, Sterbealter 47-56 Jahre, AR, vermutliche Verwandte des Grabbesitzers
Osteoporose im Bereich Kiefer und Schädelbasis,
Sulcus frontalis,
Foramen ethmoidale posterior absens
89/4/KK-7
weiblich, Sterbealter 41-50 Jahre, SZ
Arthrose Kiefergelenk, was zu einem ausgeprägt schlechtem Gebiß führte
89/4/KK-13
männlich, Sterbealter 55-64 Jahre, SZ
Parietale, Höcker links
kleine Schädelimpression von unklarer Ursache
89/205/IIISKA
weiblich, Sterbealter 57-66 Jahre, AR, vermutliche Verwandte des Grabbesitzers
Sulcus frontalis,
Träger des Merkmals Tuberculum praecondylare,
Foramen ethmoidale posterior absens
Subhydrocephalus
Die Schädellänge von 192 mm übertrifft den Mittelwert der Frauen um 2,5s, die Schädelbreite von 157 mm um 3,8s und die Schädelhöhe von 147 mm um 2,8s. Die errechnete Schädelkapazität beträgt 1783 +/- 61 ccm. Das Gesicht weicht nur wenig vom Gruppenmittel ab. Ein solcher Befund ist noch mit einer leichten Form von Hydrocephalus zu erklären.
Frau mit extrem großen Hirnschädel (Subhydrocephalus) |
Weitere Funde:
Im Grab wurde Töpfe für Grabbeigaben gefunden, die mit Personennamen und mit Früchtebezeichnungen beschriftet waren . Auf diese Töpfe konzentrierte sich Edel, da diese in seinen Augen anscheinend den "Reichtum" der Gräber am QH darstellen. Es handelt sich dabei um alt-hieratisch beschriftete Töpfe, die man mit Nahrungsmittel gefüllt dem Verstorbenen mit ins Grab zu geben pflegte. Teilweise besaßen diese Beschriftungen, die neben der Inhaltsangabe oft Name und Titel des Stifters, manchmal auch Angaben über die Eltern des Stifters beinhaltete. Oftmals wird gerade dadurch die zeitliche Einordnung eines Grabes oder die Zuordnung des Grabbesitzers möglich.
Die Stiftung von dieser oben beschriebenen Opfertöpfe ist in der Gegend von Elephantine eine Lokalsitte, die in anderen Landesteilen entweder gar nicht belegt oder in anderen Gegenden nur ganz sporadisch auftrat. (siehe dazu Edel, Die Felsengräber der Qubbet el Hawa bei Assuan, II. Abteilung: Die althieratischen Topfaufschriften)
Quellen:
LÄ 5, Sp.55ff.
F.W.Rösing, Qubbet el Hawa und Elephantine - Zur Bevölkerungsgeschichte von Ägypten
eigene Beobachtungen zum Grab
Die Bruchsteinmauer rechts dürfte modernen Ursprungs sein
Schräg links oben ist schon die Ausarbeitung des Vorhofes von QH 88 zu erkennen, dass südlich und um einige Meter höher liegt.