Quellen:
LÄ 5, Sp.55ff.
F.W.Rösing, Qubbet el Hawa und Elephantine - Zur Bevölkerungsgeschichte von Ägypten
Nach Baines/Malek (Bildatlas der Weltkulturen, S. 20) wurde vermutlich in der späten Vorgeschichte oder am Beginn der Frühzeit die politische Grenze Ägyptens von der älteren natürlichen Grenze des Gebel el-Silsila bis zum 1. Katarakt vorgeschoben.
Bereits bestehende Handelsbeziehungen nach Süden werden im Alten Reich, besonders in der 6. Dynastie, intensiviert. Inschriften der Gräber der Qubbet el-Hawa berichten darüber. So kann man aus ihnen ableiten, dass etwa zu dieser Zeit in Nubien die C-Gruppe sesshaft wurde, zunächst in drei Fürstentümern, die später zu einer politischen Einheit zusammenwuchsen, mit der sich Ägyptens Beziehungen allerdings in zunehmenden Maße verschlechterten.
Zentren der Ägyptischen Grenzregion waren die Gegend um Kom Ombo als der vermutlich Verwaltungssitz im Alten Reich und Elephantine, bisher meist als Gauhauptstadt bezeichnet.
pr-n-3bw, die "Domäne von Elephantine" wurde bisher als die Bezeichnung des 1. oberägyptischen Gaues verstanden, was vor allem in den letzten Jahren (besonders Gomaà) in Frage gestellt wird.
Elephantine lag während des Alten Reiches und vermutlich bis zum Ende der 1. Zwischenzeit außerhalb des oberägyptischen Gauverbandes. Die während dieser Zeit dort amtierenden Beamten erwähnen in ihren Inschriften weder den Namen des 1. oberägyptischen Gaues, noch bezeichnen sie sich als dessen Oberhäupter; ihr Aufgabengebiet war auf Elephantine und dessen nähere Umgebung sowie das Gebiet südlich davon beschränkt, mit den Angelegenheiten des 1. oberägyptischen Gaues waren sie nicht befasst. Auch die Inschrift auf der Kapelle Sesostris I. zeigt, dass Elephantine nicht zum 1. oberägyptischen Gau gezählt werden kann, es wird hier als bezeichnet, so dass mit pr-n-3bw nur Elephantine und seine Umgebung gemeint sein kann. Gomaá, S. 18). Die von Helck (Gaue, S. 69) vertretene These, dass der Gau verwaltungsmäßig geteilt war, lässt sich nicht belegen und wird auch abgelehnt (Martin-Pardey, Provinzialverwaltung, 196ff.)
Der Name des Verwaltungssitzes des 1. oberägyptischen Gaues fehlt auf der Kapelle Sesostris' I., allerdings gibt es einen Hinweis: ein Horus wird als Hauptgottheit benannt. Der Hauptkultort befand sich in dem Ort nbjjt (in der Nähe des heutigen Kom Ombo). Dies legt nahe, das dies in frühen Zeiten die ursprüngliche Hauptstadt und der Sitz der Verwaltung dieses Gaues war. Elephantine lag ausserhalb des Gauverbandes, und erst nach der erneuten Unterwerfung Nubiens während des Mittleren Reiches verlegten die Oberhäupter des 1. oberägyptischen Gaues ihren Amtssitz nach Elephantine, so beispielsweise der durch den Pharao neu eingesetzte Sarenput I.
Nbjjt ist der Name eines Ortes, der etwa bei dem heutigen Kom Ombo am östlichen Nilufer gelegen hat. Der Name bedeutet etwa "Goldstadt" und könnte darauf hindeuten, dass dieser Ort möglicherweise ein Ausgangspunkt für Expeditionen zu den Goldminen in der Ostwüste war. Belegt ist er zum ersten Mal im Grab des Gaufürsten nh-tjfj, in der griechischen und koptischen Widergabe erinnert er an den heutigen Namen (Kom) Ombo). Er hat zumindest in der 1. Zwischenzeit, vermutlich aber bereits im Alten Reich eine bedeutende Rolle gespielt und könnte durchaus Gaumetropole gewesen sein. Nach Inschriften aus dem Mittleren Reich werden sowohl Horus als auch Sobek als "Herren von nbjjt" bezeichnet.
Der mehrmals belegte Fremdlanddeterminativ zu 3bw deutet darauf hin, dass Elephantine ursprünglich zum nubischen Ausland gehörte, daher wird es von Gardiner als "outpost in Nubia" bezeichnet (AEO II, 2*). Die dort amtierenden ägyptischen Verwaltungsbeamten hatten daher vermutlich das Gebiet zu verwalten und die ägyptischen Interessen in Nubien zu wahren. Der Begriff der "Domäne von Elephantine" würde also darauf hindeuten, dass es sich um ein selbstständiges Gebiet handelte.
Auch für die Aufbewahrung des Mess-Strick (bw-ntj), d.h. "Ort in welchem der Mess-Strick ist" deutet vieles auf die Gegend um Kom Ombo. In der Kapelle werden dazu die Götter benannt, in deren Tempel er aufbewahrt ist, oder deren Kultort bzw. die Metropole des Gaus. Für den 1. oberägyptischen Gau ist dies Horus, was auf nbjjt weist.Der Verlauf der Südgrenze des Gaues ist unsicher und sicher auch wechselnd (im Mittleren Reich sicher südlich des 1. Kataraktes), die Nordgrenze setzt Helck bei Gebel as-Sirag, Montet bei Gebel el-Silsila an. Da diese nicht exakt bekannt ist, hilft auch die Längenangabe von 10,5 Iteru und 2 Cha (entspricht 112 Kilometer) auf der Kapelle von Sesostris I. nicht weiter.
Geschichtliches